Wahlvorgänge und Gewählte

Jutta Henner im Vorfeld einer anstehenden, kirchenpolitischen Weichenstellung:

Morgengedanken 1.5.2019 zum Nachhören (bis 30.4.2020):

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Die am 4. Mai anstehende Wahl eines Bischofs in der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich lädt dazu ein, die Bibel aufzuschlagen und einmal nachzulesen, was dort über Kandidatensuche, Wahlvorgänge und Gewählte berichtet wird.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Direktorin der Bibelgesellschaft

Entscheid des Loses

Über die konkreten Abläufe von Wahlen ist leider nur wenig zu erfahren. Eine der wenigen Ausnahmen davon, ein Beispiel wie die ganz frühe Christenheit Menschen in Leitungsverantwortung brachte, überliefert die Apostelgeschichte des Lukas in ihrem 1. Kapitel. Nach der Himmelfahrt Jesu sind elf Jünger in Jerusalem beisammen; es waren ja zwölf gewesen, die Jesus selbst in seine Nachfolge berufen hatte, doch Judas, so wird es überliefert, der Jesus verraten hatte, ist tot. Es gilt, den zwölften Apostel nachzuwählen. Wir lesen von etwa 120 Wahlberechtigten. Einzige Voraussetzung für eine Kandidatur ist es, dass mögliche Bewerber mit Jesus während seines ganzen Wirkens unterwegs gewesen sein müssen – und sie Zeugen seiner Auferstehung waren.

Zwei Kandidaten werden nominiert: Josef mit dem Beinamen Justus und Matthias. Bevor „das Los geworfen wird“ und auf Matthias fällt – wobei der genaue Wahlvorgang unklar bleibt – passiert das Entscheidende: Die Wahlberechtigten beten, dass Gott „der aller Herzen kennt“ ihnen zeigen möge, welcher der beiden der von Gott Erwählte ist – und der Entscheid des Loses wird als Bestätigung göttlichen Willens interpretiert.