Demokratie in der Kirche

In der evangelisch-lutherischen Kirche - die in Österreich knapp 280.000 Mitglieder hat - läuft manches anders als bei den Katholiken. So setzt man bei der Besetzung von Leitungsämtern auf Demokratie.

Morgengedanken 4.5.2019 zum Nachhören (bis 3.5.2020):

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Für die evangelisch-lutherische Kirche in Österreich ist heute ein besonderer Tag: Der Tag der Wahl eines neuen Bischofs. Dem Neuen Testament zufolge ist das Bischofsamt eine „hohe Aufgabe“ (1 Tim 3, 1), für die man sich qualifiziert, wenn man im Glauben an Jesus Christus bewährt ist und diesen Glauben auch glaubwürdig lebt.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Direktorin der Bibelgesellschaft

Erwählung ist das Entscheidende

Sucht man nach Berichten über Wahlen in Leitungsfunktionen in der Bibel, wird deutlich, dass Wahlen ein zutiefst geistliches Geschehen sind. Gott erwählt Menschen! Wahlen werden, jedenfalls in der Bibel, als Teilhabe an Gottes Erwählung gesehen, die erfolgt, ohne dass die Erwählten die größten, stärksten oder besten wären. Besonders deutlich wird das in Jesu Abschiedsworten im Johannesevangelium an die von ihm mit besonderer Verantwortung ausgestatteten Jünger. Jesus erinnert sie daran, wie sie zu ihrer besonderen Aufgabe gekommen sind und wie sie diese zu gestalten haben: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt“, sagt er ihnen (Johannes 15,16).

Erwählung ist das Entscheidende, nicht Wahl, der Auftrag ist das Entscheidende, nicht Machtfülle. Liebe, so führt es Jesus weiter aus, Liebe wird die Erwählten dazu leiten, in seiner Nachfolge die anvertrauten Menschen, auch die anvertraute Kirche Jesu Christi demütig und zuversichtlich in eine gute Zukunft zu führen.