Muttertag

In vielen Familien werden heute Gedichte vorgetragen, selbst gebastelte Geschenke überreicht oder ein besonderes Essen gekocht. Heute ist wieder der ganz besondere Tag für unsere Mütter.

Morgengedanken 12.5.2019 zum Nachhören (bis 11.5.2020):

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Zum heutigen Muttertag ist mir neben wohlbekannten, fallweise etwas salbungsvollen Zitaten wie: „Weil Gott nicht überall sein konnte, schuf er die Mütter!“ eine „Muttertagsgeschichte“ der etwas anderen Art wieder in die Hände gefallen.

Margit Hauft
ist ehemalige Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung

„Eine Mutter ist nicht zum Anlehnen da...“

Wissen Sie, wie junge Adler das Fliegen lernen? Der Adlerhorst, in dem die Jungen aufwachsen, befindet sich hoch oben auf einer Felsenklippe über einem tiefen Abgrund. Wenn die Jungen flügge werden sollen, werden sie von der Adlermutter aus dem Nest gejagt. Die Jungen piepsen und sträuben sich, sie können ja noch nicht fliegen. Aber die Mutter lässt nicht locker. Plötzlich packt sie das erste der Jungen mit ihren Krallen, fliegt über den Abgrund und lässt es fallen. Das Junge zappelt mit den Flügeln und versucht zu fliegen, aber es gelingt nicht, und es fällt immer schneller in den Abgrund, der Zuschauer sieht es fast schon zerschellen. Plötzlich schießt die Adlermutter, die ruhig ihre Kreise gezogen hat, steil nach unten, fängt das Kleine im Fallen auf und trägt es wieder nach oben. Dann beginnt das Spiel von neuem, und langsam lernt der junge Adler seine Flügel zu gebrauchen, er hört auf zu flattern und durchschneidet mit großen Schwüngen die Luft.

Was ist dabei wohl die schwierigere Übung: das Überwinden der Angst durch den Jungvogel oder das bewusste Loslassen durch die Mutter? Dazu passt einer meiner Lieblingssprüche: „Eine Mutter ist nicht zum Anlehnen da, sondern sie macht es überflüssig!“