Mohammeds Himmelfahrt

Vor den Toren Roms, bei der Kirche Quo vadis, kann man den Fußabdruck des heiligen Petrus bewundern.

Gedanken für den Tag 31.5.2019 zum Nachhören (bis 30.5.2020):

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Die Legende erzählt: Als Petrus vor der neronischen Christenverfolgung aus Rom fliehen wollte, sei ihm Jesus vor der Stadt begegnet, und Petrus fragte ihn: Wohin gehst du, Herr, quo vadis Domine? Ich gehe nach Rom, soll ihm Jesus geantwortet haben, um mich noch einmal kreuzigen zu lassen. Darauf kehrte Petrus um, den Abdruck seiner Füße hinterlassend, und erlitt den Märtyrertod.

Franz-Josef Weißenböck
ist katholischer Theologe und Autor

Die Zeit steht still

Auf dem Ölberg in Jerusalem ist eine kleine Moschee. In ihr können die Besucher mit einiger Fantasie die Fußabdrücke sehen, die Jesus bei seiner Himmelfahrt in den Stein geprägt hat. Jerusalem gilt auch als Ausgangspunkt einer Himmelsreise Mohammeds. Im Felsendom auf dem Tempelberg kann der fantasiebegabte Besucher den Abdruck des Hufs erkennen, den Mohammeds Reittier al Buraq beim Start hinterlassen hat.

Der argentinische Dichter Jorge Luis Borges kommt in seinem Essay „Geschichte der Ewigkeit“ auf die Himmelfahrt Mohammeds zu sprechen. Der Prophet wurde bis in den siebten Himmel geführt. In jedem einzelnen Himmelskreis unterhält er sich mit den Engeln und Patriarchen, die diesen Kreis bewohnen. Es wird erzählt, dass Mohammeds Reittier, als es die Erde verließ, einen Krug mit Wasser umgestoßen habe. Als Mohammed aus den sieben Himmeln zur Erde zurückkehrte, fing der Prophet den Krug auf. Es war noch kein einziger Tropfen Wasser verschüttet.

Ja, Himmelfahrten finden nicht in der Zeit statt, sondern außer ihr. Die Zeit steht still, kein Tropfen Wasser wird verschüttet. Für alles Leben endet einmal die Zeit; hoffentlich mit einer Himmelfahrt!

Musik:

„Dekalog VII“ aus: DEKALOG / Soundtrack von Zbigniew Preisner
Label: Pomaton POM CD 018