Am Jordan
Gedanken für den Tag 4.6.2019 zum Nachhören (bis 3.6.2020):
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Der Jordan, Nahr al-Urdúnn auf Arabisch: heute eher nur ein Bächlein, bedingt durch die Wasserentnahme, Tendenz steigend. Ein schmales Rinnsal auf seinem Weg ins Tote Meer.
Josef Schultes
ist Bibelwissenschaftler und Reiseleiter
Wasser voll Spiritualität
Der Jordan ist etwa 250 km lang. Kraftvoll sein Ursprung, drei Quellflüsse speisen ihn: Banyas, Hasbani und Dan. Sie kommen aus dem Hermon-Gebirge im südlichen Libanon und aus den Golanhöhen Syriens. Der Jordan durchfließt dann den See Gennesaret, und bald danach mündet der Yarmuk ein, sein größter Zufluss. Wasserspender für Jordaniens Landwirtschaft.
Als Theologe begegne ich dem Jordan auf einer anderen Ebene, nämlich als „Wasser voll Spiritualität“. Menschen, die für meinen Glauben wichtig sind, prophetische Gestalten haben hier gelebt. Daher bezeichne ich den Jordan gern als einen „Fluss der Propheten“. Denn an ihm verdichten sich packende Geschichten der Bibel. Von Mose etwa, von dieser „Kristallisationsfigur“ der Tora. Er darf vom Berg Nebo aus noch den Jordan und die Palmenstadt Jericho sehen; dann stirbt er, 120 Jahre alt, also die Lebensfülle 40 mal 3 (vgl. Dtn 34,1ff). Am Jordan spielt auch eine der vielen Legenden von Elija, dem so bedeutenden Propheten der Bibel; er stammt aus Tischbe in Gilead, einem jordanischen Bergland. Elija geht mit seinem Schüler Elischa bei Jericho über den Jordan. Ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden nimmt ihn auf und entrückt ihn in den Himmel (vgl. 2 Kön 2,11).
Johannes der Täufer und Jesus von Nazaret: Auch sie sind am Jordan, ja im Jordan gestanden, berichtet die Bibel, in diesem „Wasser voll Spiritualität“. Über diese beiden prophetischen Gestalten erzähle ich morgen mehr.
Musik:
Abado & CO: „Desert Polsprung“ von Marwan Abado
Label: Extraplatte EX 8302