Ferienzeit ist Lesezeit

Und wenn Kinder noch zu klein sind, das ganz allein zu tun, dann bekommen sie oft Unterstützung von Eltern oder Großeltern.

Morgengedanken 17.7.2019 zum Nachhören (bis 16.7.2020):

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Mit meinen Enkelindern lese ich gerne „Anna und die Wut“, ein Bilderbuch von Christine Nöstlinger: Da geht es um die kleine Anna, die immer sehr schnell wütend wird. Sie schleudert dann die Puppe ins Eck, tritt der Mama gegen das Bein, beißt sich selbst in den Daumen, dass das Blut spritzt.

Gisela Ebmer
ist evangelisch-reformierte Theologin und Religionslehrerin

Wut muss raus

Die Eltern versuchen ihr zu erklären, dass sie die Wut vermeiden muss: Runterschlucken zum Beispiel. Sie trinkt literweise Wasser und bekommt Schluckauf, ärgert sich dann darüber. Sie geht der Wut aus dem Weg, sitzt zu Hause und tut nichts mehr. Geht nicht mehr unter Kinder und spielt nicht. Starrt nur in die Luft. Und dann kommt der Opa und gibt ihr eine Trommel in die Hand. „Immer, wenn die Wut kommt, musst du trommeln“. Das tut sie auch. Und plötzlich ist die Wut weg.

Menschen, die heute Hasspostings schreiben, haben wohl auch viel Wut im Bauch. Und sie wissen oft nichts Besseres damit anzufangen als andere Menschen zu verletzen. Vielleicht könnten sich solche Menschen ein Beispiel an der kleinen Anna nehmen: Wut muss raus, sonst macht sie dich krank. Trommeln, tanzen, mich bewegen, zu Hause laut schreien, auf einen Polster schlagen, einen Boxsack anschaffen. Und dann ruhig werden. Und in aller Ruhe einen gut durchdachten Kommentar oder Leserbrief schreiben.