Es wird zu wenig gefragt

Wie geht es Ihnen heute? Hast du gut geschlafen? Fragen wie diese zu stellen, ist in der Früh üblich. Untertags ändern sie sich dann. Hat das Essen geschmeckt? Oder: gehen wir am Abend noch etwas trinken?

Morgengedanken 11.8.2019 zum Nachhören (bis 10.8.2020):

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In der kommenden Woche begleite ich Sie jeden Tag in der Früh mit einer Frage. Es werden also sieben Fragen sein, alle aus der Bibel. Die Bibel ist ein Buch voller Fragen. Gott stellt Fragen an den Menschen, der Mensch stellt Fragen an Gott und untereinander fragen sich die Menschen der Bibel auch so manches. Fragen ist menschlich. In einem bestimmten Alter fragen einem die Kinder regelrecht ein Loch in den Bauch. Es ist notwendig für ihre Entwicklung, dass sie ernst genommen werden und Antworten bekommen.

Michael Bünker
ist evangelisch-lutherischer Bischof in Österreich

Aber im Allgemeinen finde ich, dass zu wenig gefragt wird. Zu vieles wird fraglos hingenommen, als wäre es unveränderlich. Dabei darf alles, jeder und jede angefragt werden. Die erste Frage der Bibel stellt ausgerechnet die Schlange im Paradies. Gott hatte Adam und Eva geboten, dass sie nicht vom Baum der Erkenntnis essen sollen. Sollte Gott das wirklich gesagt haben?, wird Eva von der Schlange gefragt (Genesis 3,1). Zweifel entsteht. Gott selbst wird fragwürdig. Das stellt die Bibel ganz an den Anfang der Menschheitsgeschichte.