Leben gehört an die große Glocke gehängt

Die Frage ist wohl so alt wie die Menschheit und wird beim Tratschen und Plaudern täglich zahllose Male gestellt: Was gibt es neues im Ort? Hochzeiten, Todesfälle, Hausverkäufe... alles ist interessant.

Morgengedanken 22.8.2019 zum Nachhören (bis 21.8.2020):

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In ländlichen Gebieten ist es nach wie vor ein Brauchtum, das Sterbeglöckchen zu läuten, wenn jemand aus der Gemeinde verstorben ist. Die Dorfbevölkerung wird somit darüber verständigt, dass eine Bürgerin, ein Bürger aus dem Leben gegangen ist. Zugleich ist es ein Impuls, den trauernden Angehörigen Zeichen der Anteilnahme zu überbringen.

Georg Schärmer
ist Direktor der Caritas der Diözese Innsbruck

Freude über neues Leben

Bei meinen früheren Kondolenzbesuchen habe ich in der Regel eine schöne Kerze oder ein ansprechendes Meditationsbuch mitgebracht. Seit einigen Jahren bringe ich einen Korb voller Lebensmittel mit; auch als Beitrag für die anstehenden Bewirtungen der Besuche. Nach einer ersten Irritation macht sich bald berührende Freude breit. Lebensmittel sind ein starkes Symbol. Auch sie mussten sterben, ihr Leben lassen, um zur Nahrung für andere zu werden. Ihre Verwandlung wird zur Quelle für weiteres Leben und zum Mittelpunkt gemeinschaftlichen Zusammenseins.

Eine andere Idee treibt mich seit Jahren und ich formuliere sie auch als Bitte. Wenn am Ende eines Lebens die kleine Glocke läutet, so soll am Beginn neuen Lebens die große angestimmt werden. Ein guter Freund und zugleich Bürgermeister einer Tiroler Gemeinde hat diese Anregung aufgegriffen. Erfährt er von der Geburt eines Kindes, so organisiert er es, dass die Kirchenglocken angestimmt werden. Die Freude über ein Neugeborenes, über ein neues Mitglied der Gemeinde gehört an die große Glocke gehängt; finden wir.