Zuhause in der sozialen Welt
Gedanken für den Tag 27.8.2019 zum Nachhören:
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Alte Väterrollen tragen da nicht mehr wirklich. Freilich: Dass alte Rollenmuster nicht mehr tragen, ist nichts wirklich Besonderes, sondern schlicht Teil unserer postmodernen Konstellation: Wir leben halt in Zeiten, in denen die Vergangenheit nur noch sehr bedingt brauchbar, die Gegenwart offenkundig unüberschaubar und die Zukunft ziemlich unplanbar geworden ist.
„Krise der Väter“
Der Zustand des quasi selbstverständlichen, unreflektierten Zuhauseseins in der sozialen Welt war schon in der klassischen Moderne nicht mehr so einfach möglich. Freilich meinte man lange, die Zukunft und damit die eigene Lage noch halbwegs im Griff zu haben und als Projekt planen zu können. Die Gegenwart ist da zu Recht vorsichtiger. Es geschieht einfach zu viel Unvorhergesehenes. Die von uns in Gang gesetzten kulturellen und technologischen Entwicklungen produzieren hinter unseren Rücken eine Eigendynamik, die vor uns als unvorhergesehenes Ereignis wieder auftaucht.
Rainer Bucher
ist katholischer Theologe
Quasi selbstverständliche Existenz gibt es für nichts und niemanden mehr. Alle vormals quasi-natürlichen Rollenmuster werden unselbstverständlich, müssen also, wollen sie weiterbestehen, neu entworfen, neu ausgehandelt, und bedacht werden.
Wer meint, dem entgehen zu können, ist dieser postmodernen Konstellation nur ganz besonders unglücklich verfallen. Er wird sich ganz besonders schnell nicht mehr zu Hause fühlen in der sozialen Welt – und flehentlich nach Beheimatung rufen.
Das betrifft gerade auch das Vater-Sein. Man ruft dann eine „Krise der Väter“ oder gleich gar der „Männlichkeit“ aus. Und entzieht sich doch nur der Aufgabe, ganz konkret Vater und Mann zu sein.
Musik:
Branford Marsalis/Sopransaxophon und English Chamber Orchestra unter der Leitung von Andrew Litton: „Vocalise op. 34 Nr. 14“ von Sergej Rachmaninoff, Bearbeitung für Saxophon und Orchester von Michel Colombier
Label: CBS MK 42122