Humanität in Zeiten des Kriegstaumels

Die Schüsse von Sarajewo am 28. Juni 1914 hatten verheerende Folgen. Den beiden Getöteten, dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seiner Gattin, Sophie Herzogin von Hohenberg, sollten in den folgenden Jahren weitere 20 Millionen Tote folgen.

Gedanken für den Tag 3.9.2019 zum Nachhören (bis 2.9.2020):

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Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist ein Paradebeispiel dafür, dass Bündnissysteme, die ein Mehr an Sicherheit vorgaukeln, auch ein Mehr an Gefahr bringen können. Denn in kürzester Zeit wurde aus einem begrenzten Krieg zwischen zwei Staaten ein Weltkrieg von bislang ungeahntem Ausmaß.

Stunde null für Österreich

Wie sah es im Ersten Weltkrieg mit der Humanität aus? Human benimmt sich jemand, der sein Gegenüber auch als Mensch sieht. Nicht immer eine leichte Aufgabe, vor allem wenn es im Krieg darum geht, den anderen zu vernichten. Um diesen Vernichtungszweck des Krieges mit der Humanität in einen gewissen Einklang zu bringen, hat Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, im 19. Jahrhundert die Genfer Konventionen auf den Weg gebracht. Hat er damit etwas bewirken können?

Gerald Schöpfer
ist Historiker und Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes

Dunant definierte Regeln für den Krieg, die einen großen Fortschritt brachten. Eingehalten wurden sie leider nicht immer, als im Ersten Weltkrieg das große Schlachten begann. So kam es zu mannigfachen Verstößen gegen eine zivilisierte Kriegsführung. Was rechtfertigt die Versenkung von zivilen Passagierschiffen? Der Bewegungskrieg machte nicht vor definierten Schutzzonen halt – und der Krieg erstreckte sich oft sehr gezielt gegen die Zivilbevölkerung. Der Erste Weltkrieg forderte 20 Millionen militärische und zivile Todesopfer, sowie 21 Millionen Verwundete. An der Front wurde gestorben, es gab zu wenig Ärzte, Sanitäter und Krankenschwestern.

1918 war die Stunde null der Österreicher, die nun mit Hunger, Not und Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten. In einer kleinen Republik, die keiner wollte. Nie wieder Krieg und mehr Humanität – das wollten hingegen alle. Wer Angst sät, wird Hass ernten. Wer spaltet und hetzt, gefährdet den Frieden, und wenn es nur der soziale Friede ist. Ohne Friede, ohne Humanität ist alles nichts. Dies ist ein zeitlos aktueller Gedanke, den es immer wieder zu verteidigen gilt.

Musik:

Filmorchester unter der Leitung von Jonathan Sheffer und Thomas Pasatieri: „Welcoming“ aus: SOMMERSBY / Original Filmmusik von Danny Elfman
Label: WB 7559614912