Glaube

Was für eine Zärtlichkeit, was für eine Nähe! Inniglich ist eine Familie durch Blicke und Berührungen miteinander verbunden. Zu sehen sind drei Generationen: Großeltern, Mutter, Vater und ein pausbäckiges Kleinkind. Alle Aufmerksamkeit ist auf das Kind gerichtet. Wie häufig, wenn Familien sich versammeln und Kleinkinder mit dabei sind.

Gedanken für den Tag 13.9.2019 zum Nachhören (bis 12.9.2020):

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Allerdings handelt es sich um keine alltägliche Familie, sondern um die Verwandten Jesu, um die „Heilige Sippe, wie sich das barocke Ölgemälde aus den Sammlungen des Dom Museum Wien nennt. Gemalt hat es einer der großen österreichischen Barockmaler, Martin Johann Schmidt, nach seinem Lebensmittelpunkt Krems auch Kremser Schmidt genannt.

Johanna Schwanberg
ist Direktorin des Dom Museum Wien

Wer ist Familie?

Mich bewegt dieses hochformatige Ölbild aus den späten Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts: Die dynamische Komposition, die lockere Malweise, die sinnliche Farbgestaltung und der effektvolle Lichteinsatz sprechen mein Gefühl unmittelbar an. Berührend finde ich die Sensibilität der Figurengestaltung und die Offenheit, die jede einzelne der dargestellten Personen ausstrahlt.

Natürlich fasziniert mich auch das Besondere der Familienkonstellation der „Heiligen Sippe“. Sie macht Themen sichtbar, die Familien auch heute beschäftigen. Da sind zum einen die Großeltern von Jesus, Joachim und Anna, zu sehen, die laut den apokryphen Schriften lange kinderlos blieben. Erst im Greisenalter geschah ein Wunder, und sie bekamen ein Kind mit dem Namen Maria. Beeindruckend die Figur des Josef, der das Jesuskind liebevoll aufzieht, obwohl er nicht dessen leiblicher Vater ist.

Martin Johann ("Kremser") Schmidt, Heilige Sippe (Detail), c. 775-1780

Dom Museum Wien

Martin Johann („Kremser“) Schmidt, Heilige Sippe (Detail), c. 775 - 1780

Jesus selbst vertritt später einen unkonventionell erweiterten Familienbegriff. Er denkt darüber nach, was Familie, Geschwisterlichkeit und Elternschaft überhaupt meinen kann, auch jenseits von Blutsverwandtschaft. Als ihm an einer zentralen Stelle des Markusevangeliums gesagt wird, dass seine Familie draußen auf ihn wartet, fragt er: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ ‒ und antwortet darauf: „Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“

Link:

Dom Museum Wien: Family Matters

Musik:

Madness: „Our house“ von Carl Smyth und Chris Foreman
Label: Virgin 5426952