Vielfalt
Gedanken für den Tag 14.9.2019 zum Nachhören (bis 13.9.2020):
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Auf einem anderen Foto ist eine alleinerziehende Mutter dargestellt. Auf einem vierten eine Familie mit vier afrikanischen Adoptivkindern. Dann wieder ein älteres, kinderloses Paar mit Puppenkindern und Kuscheltieren. Auf einem weiteren eine Patchworkfamilie mit so vielen Müttern und Vätern unterschiedlichen Alters, dass es schwierig ist auszumachen, wer mit wem verwandt ist.
Eine dauerhafte sozial Form
Die Fotos stammen alle aus der Serie „familia“ der deutschen Künstlerin Katharina Mayer. Seit nahezu zwei Jahrzehnten fotografiert Mayer in einem großangelegten Projekt Familien unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Gesellschaftsschichten. Dabei bedient sie sich einer unverkennbaren Bildsprache, die Dokumentarisches mit spielerisch-inszenierten Momenten kombiniert.
Johanna Schwanberg
ist Direktorin des Dom Museum Wien
Ich mag Katharina Mayers Familienprojekt besonders. Denn ihre Arbeiten geben einen guten Einblick in die Vielfalt dessen, was Familie im 21. Jahrhundert sein kann, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben oder gar zu werten. Im Mittelpunkt steht für Mayer immer die persönliche Geschichte einer jeden Familie, mit der sie gemeinsam meist mehrere Tage intensiv an einer Aufnahme arbeitet.
Katharina Mayer
Eines macht Mayers Fotoprojekt deutlich greifbar: Familie ist keineswegs ein verstaubtes, bürgerliches Auslaufmodell vergangener Jahrhunderte, wie manchmal suggeriert wird. Familie scheint trotz aller Veränderungen ihrer Strukturen eine dauerhafte soziale Form zu sein. Allerdings hat sie, wie unsere Ausstellung zeigt, je nach kulturellem, historischem oder gesellschaftspolitischem Hintergrund unterschiedliche Erscheinungsformen.
Das Schöne an Kunst ist, dass es ihr gelingt, Fragen zu stellen und scheinbar Eindeutiges ins Wanken zu bringen. Wenn ich vor Mayers Fotowand stehe, kommt mir der Schriftsteller Sten Nadolny in den Sinn, der in einem seiner Romane fragte: „Familie – was ist das?“. Der Autor kommt zu dem lapidaren Schluss: „Jeder weiß es, außer man fragt ihn.“
Link:
Dom Museum Wien: Family Matters
Musik:
Sister Sledge: „We are family“ von Bernard Edwards und Nile Rodgers
Label: Polystar 5356112