Der Geschmack der Kindheit

Geschmack und Gerüche können sich lange einprägen - und erinnern oft an schon weit zurückliegende Erlebnisse.

Morgengedanken 15.9.2019 zum Nachhören (bis 14.9.2020):

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Lakritz und Meer. So stand es auf einem alten geschmiedeten Schild. Zufällig schlenderte ich durch eine der kleinen engen Gassen im norddeutschen Schleswig während meines Ostseeurlaubes vor einigen Jahren.

Jörg Fuhrmann
ist Heimleiter, Vortragender und Seminarbegleiter aus Salzburg

Lakritz und Meer

Der Raum war nicht groß und vermittelte Wohnzimmer-Idylle. In diversen Gläsern auf alten Holzregalen war eine Vielzahl diverser Lakritzsorten zu sehen. Bunte, tief schwarze, salzige, längliche, runde Lakritz und viele mehr. Der Raum war erfüllt vom Duft nach Lakritz. Warum erzähl ich Ihnen das heute? Weil ich heuer wieder in diesem Laden war, nur leider wurde er aufgelöst. Es war der Geschmack meiner Kindheit, die Erinnerung an Früher, Bilder aus alten vertrauten Tagen, die wieder hervorkamen, ich bin mit Lakritz groß geworden, die Besuche im „Tante Emma-Laden“ im meinem Heimatort, das tägliche Pausenbrot der Mutter in der Schule, das Stück Wurst beim Metzger, der alte Apfelbaum im Garten, der Geruch von Mutters Küche zu Hause.

Geschmack und Düfte bereichern unser Leben auf vielfältige Weise und lassen Bilder entstehen, die uns bewegen. Es waren ein vertrauter und wohltuender Duft und Geschmack, die mich mit mir und meinem Leben wieder in Berührung brachten. Es war ein gutes Lebensgefühl, das mich erfüllte. Es war mehr als nur ein einfaches Lakritz. Ich habe fünf große Gläser der letzten Lakritz aufgekauft und somit noch einige Zeit den Geschmack meiner Kindheit für mich gesichert. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dem Geschmack Ihrer Kindheit und des Lebens immer wieder begegnen und genießen, vielleicht schon heute.