Die Bratsche

Heute möchte ich, am Ende dieser Woche, von meiner Begegnung mit einer Bratschistin erzählen. Diese Begegnung ist für mich deshalb wertvoll, weil ich zum ersten Mal mit einer aktiven Musikerin arbeiten durfte.

Gedanken für den Tag 28.9.2019 zum Nachhören (bis 27.9.2020):

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Musiker und Musikerinnen sind oft der Ansicht, dass ihr Instrument, ihr Werk, ihre Komposition für sie spricht, sie finden schwer die richtigen Worte und fühlen sich dann manchmal von der Öffentlichkeit missverstanden.

Susanne Eiselt
ist PR-Beraterin und freie Autorin

Verschmelzen mit dem eigenen Tun

Gerade die erste Begegnung mit der Bratschistin Irene war für mich ein großartiges Schlüsselerlebnis. Ich arbeite auch als Kommunikationstrainerin und sie hat mich angesprochen, weil sie sich für die Leitung einer Musikschule bewerben und für ein Hearing vorbereiten wollte. Sie habe, sagte sie mir an einem Freitagnachmittag am Telefon, gehört, dass man mit unterschiedlichsten Fragen konfrontiert werde und es wichtig sei, schlagfertig zu sein.

Abgesehen vom Zeitdruck, weil ich schon ins Wochenende gedrängt habe, war ich mir gar nicht sicher, ob sie damit bei mir richtig sei. Wir haben einander dennoch getroffen, um das herauszufinden. Und da die Chemie gepasst hat, haben wir begonnen, miteinander auf eine Entdeckungsreise zu gehen. Irene hat mir ein Instrument vorgestellt, das ich bis dato kaum gekannt habe. Sie hat mir von ihrem Werdegang erzählt und mich in eine völlig neue Sichtweise der Musik und Musik-Vermittlung eingeführt.

Unvergesslich der Moment, als ich sie bei einem Konzert zum ersten Mal spielen gesehen und gehört habe. Ich habe sie von meinem Platz aus sehen können und sofort eines empfunden: Sie IST die Bratsche und die Bratsche ist sie. Dieses Verschmelzen mit dem eigenen Tun ist ein eindrucksvolles Erlebnis gewesen. Irene hat erkannt, dass das ihre Stärke ist, und sie hat damit auch überzeugen können und die gewünschte Stelle an der Musikschule erhalten.

Musik:

Geza Nemeth/Viola und Philharmonisches Orchester Budapest unter der Leitung von Andras Korodi: „Adagio religioso - 2. Satz“ aus: Konzert für Viola und Orchester op. posth. (Sz 120, BB 128) von Bela Bartok
Label: Hungaroton HCD 31888-891