Toleranz und Duldung

Zum 150. Geburtstag von Mahatma Gandhi: Es ist dem Menschen nicht gegeben, die ganze Wahrheit zu erkennen. Seine Aufgabe besteht darin, auf die Wahrheit hin zu leben, so wie er sie erkennt, und dabei zu den reinsten Mitteln zu greifen, nämlich zur Gewaltlosigkeit.

Gedanken für den Tag 4.10.2019 zum Nachhören (bis 3.10.2020):

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Wahrheit kann nicht in Büchern gefunden werden. Wahrheit wohnt in jedem menschlichen Herzen, und man muss hier nach ihr suchen und sich von Wahrheit leiten lassen, wie man sie sieht. Doch niemand hat das Recht, andere zu zwingen, nach seiner eigenen Wahrheits-Sicht zu handeln.

Florian Teichtmeister
liest Texte von Mahatma Gandhi zu dessen 150. Geburtstag

Gegenseitige Duldung

Da jedermanns Wahrheits-Sicht der Natur der Sache nach fragmentarisch ist, kann niemand für eine Anschauung Endgültigkeit oder Unfehlbarkeit beanspruchen und muss jeder bereit sein, die Möglichkeit einzuräumen, dass die Anschauung anderer Menschen von ihrem Standpunkt aus wahr sein kann. Das führt zu Toleranz gegenüber fremden Ansichten, die einer der Hauptaspekte der Gewaltlosigkeit ist…

Gegenseitige Duldung ist eine Notwendigkeit für alle. Wir können unmöglich in Frieden leben, wenn die Hindus die muslimische Form der Anbetung Gottes und ihre Übungen nicht dulden wollen oder wenn die Muslime sich ereifern über die Bilderverehrung und den Kultus des Rindes bei den Hindus. Duldung erfordert nicht, dass ich das, was ich dulde, auch billige. Alkohol-, Fleisch- und Tabakgenuss missfallen mir im höchsten Grad, und doch dulde ich das alles bei den Hindus, den Muslimen und Christen, wie ich von ihnen erwarte, dass sie meine Enthaltsamkeit in diesen Dingen dulden, auch wenn sie ihnen missfällt. Aller Streit zwischen Muslimen und Hindus kommt daher, dass einer den anderen durch Gewalt zu seiner Ansicht bekehren will.

Buchhinweis:

„Denken mit Mahatma Gandhi“, Auswahl aus den Schriften von Fritz kraus und Emil Roniger, Diogenes Verlag

Musik:

„Metamorphosis One“ von Philip Glass
Label: CBS MK 45576