Macht und Homosexualität im Vatikan

Themen: Homosexualität im Vatikan; 100 Jahre Caritas Socialis; Studie: Ablehnung gegenüber Muslimen

Sodom und Gomorra im Vatikan

Sodom - in der biblischen Erzählung zerstört Gott diese Stadt, wegen des sündigen Verhaltens ihrer Bewohner. Ein doppeldeutiger Titel also, den der französische Autor Frédéric Martel seinem Buch über den Vatikan und die dort weit verbreitete Homosexualität gegeben hat. Der Vatikan würde seit den 1970er Jahren von einer Gemeinschaft von Männern kontrolliert, die zutiefst homophobe Positionen vertreten, gleichzeitig aber selbst homosexuell seien. Die unterdrückte Homosexualität führe zu Machtmissbrauch in der Kirche.

Praxis
Mittwoch, 2.10.2019, 16.05 Uhr, Ö1

Der Journalist Martel hat vier Jahre lang für sein Buch „Sodom“ recherchiert. Er hat mit hunderten Informanten gesprochen, darunter Kardinäle, Bischöfe, Nuntien und Prostituierte. Dass er selbst homosexuell ist, habe ihm dabei geholfen, diverse Codes besser zu verstehen, meint Martel im Praxis-Interview. Bei seinen Recherchen im Vatikan und den Bistümern in aller Welt ist der französische Autor auf ein System der Doppelmoral und Heuchelei gestoßen. Es sei ein Skandal, schreibt Martel, dass die Homosexualität im Vatikan geheim gehalten werde und zu Machtkämpfen und Intrigen führe. Hanna Sommersacher hat den Autor bei einer Lesung in Berlin getroffen.

„Die Not der Zeit erkennen“ - 100 Jahre katholische Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“

Manche kennen vielleicht das Hospiz am Rennweg in Wien oder die - ebenfalls dort ansässigen - österreichweit einzigartigen Angebote für an Multipler Sklerose erkrankte Menschen, alles Einrichtungen der katholischen Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“. Am 4. Oktober jährt sich die Gründung der geistlichen Gemeinschaft zum 100. Mal. Ihre Gründerin Hildegard Burjan (1883 – 1933) setzte sich damals gegen Kinderarbeit und für die Rechte der Frauen ein und wurde als erste christlich-soziale Abgeordnete in die Österreichische Nationalversammlung gewählt. Sie wollte, wie überliefert wird, in anderen soziales Mitgefühl wecken und sie zur Mitarbeit motivieren. Eigentlich entstammte Hildegard Burjan, geb. Freund, einer jüdisch-liberalen Familie, konvertierte nach einer schweren Krankheit zur katholischen Kirche – und wurde 2001 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

In Wien befinden sich viele der Einrichtungen der „Caritas Socialis“ unter einem Dach in der Oberzellergasse im 3. Bezirk. Maria Harmer hat sich für ihre Reportage dort umgesehen.

Neue Studie: Massive Ablehnung gegenüber Muslimen

Eine Studie der Universität Salzburg über Musliminnen und Muslime in Österreich kommt zu dem Ergebnis: 45 Prozent der Bevölkerung wollen, dass die Rechte von Muslimen eingeschränkt werden und 72 Prozent der Befragten finden, dass Muslime keine kulturelle Bereicherung darstellen. Der Autor der Untersuchung, der Salzburger Soziologe Wolfgang Aschauer, hat für die repräsentative Studie 1.200 Personen befragt.

Rund die Hälfte der Befragten meint, dass Muslime in ihrer Glaubensausübung eingeschränkt werden sollten, fast genauso viele, dass Moscheen in Österreich nicht toleriert werden sollten. Ein Drittel der Befragten steht Musliminnen und Muslimen ausdrücklich negativ gegenüber. „Die Vielschichtigkeit des Islam wird viel zu wenig betont. Es wird auch übersehen, dass das Gros der Muslime in Österreich durchaus nach Anpassung strebt“, betonte der Studienautor gegenüber Ö1. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural, macht, mit den Ergebnissen der Studie konfrontiert, die Politik für die ablehnende Haltung in der österreichischen Bevölkerung gegenüber Muslimen verantwortlich. „Wir sind Teil des Ganzen und wir wollen auch so wahrgenommen werden. Die Religionsfreiheit ist ein Grundrecht und ein Menschenrecht.“ - Gestaltung: Susanne Krischke

Moderation: Alexandra Mantler

Praxis 2.10.2019 zum Nachhören (bis 1.10.2020):

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Buchhinweis:

Frederic Martel, „Sodom: Macht, Homosexualität und Doppelmoral im Vatikan“, Verlag S. Fischer

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