Pest

Gesundheit ist ein hohes Gut – für viele das wichtigste im Leben. Geht sie verloren, bleibt oft kein Stein auf dem anderen. So ist es auch dem Schweizer Theologen Ulrich Zwingli ergangen.

Morgengedanken 9.10.2019 zum Nachhören (bis 8.10.2020):

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Ulrich Zwingli tritt am 1. Jänner 1519 seinen Dienst am Großmünster in Zürich an, auf den Tag genau 35 Jahre nach seiner Geburt. Ein halbes Jahr später wütet die Pest im Land und so auch in Zürich. Zwingli unterzieht sich gerade einer Kur in der Nähe seines Heimatortes, als er zurückberufen wird, um die Sterbenden als Seelsorger zu begleiten.

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Werkzeug Gottes

Dabei steckt sich Zwingli selbst mit der tödlichen Krankheit an. Ein paar Wochen schwebt er zwischen Leben und Tod. Seine Nachbarin, die verwitwete Wirtstochter Anna Reinhart, kümmert sich in dieser Zeit hingebungsvoll um den Schwerkranken und pflegt ihn gesund. Nebenbei verlieben sich die beiden ineinander und heiraten schließlich; zuerst heimlich, später, was für ein Skandal, öffentlich: Zwingli ist ja noch immer katholischer Priester und unterliegt damit dem Zölibat.

Die Krankheit und die Überwindung dieser Krankheit prägen Zwingli. Er führt seine Genesung auf den Willen Gottes zurück. Er fühlt sich in seinem Glauben gestärkt und empfindet sich selbst als Werkzeug Gottes im Einsatz für die Mitmenschen. Menschen können durch Krankheit und andere Schicksalsschläge verhärtet werden. Aber sie können auch, wie Ulrich Zwingli, zu ganz besonderen Taten angespornt werden und so auch ihr Leben in den Dienst der Mitmenschen stellen.