Wurst essen

Ein Zeichen setzen – das kann auf vielfältige Weise geschehen. In Form von Demonstrationen oder Kundgebungen etwa. Streiks, Betriebsversammlungen, Flashmobs – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Morgengedanken 10.10.2019 zum Nachhören (bis 9.10.2020):

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Mitten in der Fastenzeit versammeln sich einige Leute, Geistliche, Ratsherren und Handwerker im Haus des Buchdruckers Froschauer, mit dem Zwingli befreundet ist, um gemeinsam zu speisen. Große geräucherte Würste werden aufgetischt. Das ist ein Bruch der strengen kirchlichen Fastengebote. Eine Provokation, ein Skandal. Aber dem nicht genug, verteidigt Ulrich Zwingli wenige Tage später öffentlich in einer Predigt das Wurstessen und wirft damit dem Bischof den Fehdehandschuh hin.

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Verlogenheit

In dieser Predigt wirft er den kirchlichen Autoritäten Doppelmoral und Heuchelei vor. Die Fastengebote seien für die Kirche heilig und Fleisch essen bei Bestrafung streng verboten, aber Menschenfleisch dürfe man nach Belieben verkaufen, ausbeuten und auspressen. Damit spielt er auf den Menschenhandel beim militärischen Söldnerwesen an.

Bei zahlreichen Missständen geht es Zwingli um die Verlogenheit, die er entlarvt als ersten Schritt zur Besinnung und Veränderung. Auch in unserer Gesellschaft gibt es vieles, was verlogen und heuchlerisch ist. Und es finden sich zum Glück immer auch Menschen, die das aufdecken, nicht um andere an den Pranger zu stellen, sondern um die Gesellschaft und Kirche zum Guten zu verändern.