Räume des Gebets

Im Leben finden es die meisten gut, einen Plan B zu haben, ein Auffangnetz, eine Versicherung. Das kann man im wörtlichen oder auch im übertragenen Sinn verstehen.

Morgengedanken 19.10.2019 zum Nachhören (bis 18.10.2020):

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Immer wieder ist davon zu lesen, dass Kirchen - also Räume des Gebets – verkauft und einem profanen Gebrauch zugeführt werden. Freilich könnte man meinen, dass sie nicht mehr notwendig sind, sinkt doch auch die Anzahl der Gläubigen, aber heißt das, dass dies ein unveränderliches Faktum ist?

Markus Schöck
ist Pastoralpraktikant in den Pfarren Feldbach, Edelsbach, Paldau und Unterlamm in der Steiermark

Spirituelle Versicherung

Der emeritierte steirische Bischof Dr. Egon Kapellari verglich in einer Predigt unsere Kirchen mit zu groß gewordenen Schutzmänteln – keineswegs überall, aber doch an manchen Orten. Soll man nun diese Schutzmäntel aufgeben, sie wegwerfen? Wie es eben bei Schutzmänteln so ist, sind sie vielleicht auch nicht immer notwendig, aber es ist gut, sie zu haben, wenn man sie dringend braucht. Diese Schutzmäntel, also unsere Räume des Gebets, werden gebraucht, wenngleich uns das nicht immer bewusst ist oder wichtig erscheint. Es verhält sich möglichweise so, wie es auch bei Versicherungen ist. Sie scheinen uns oftmals zu teuer, ja geradezu nicht notwendig, aber im Ernstfall sind wir froh, sie zu haben.

In unserer so hektischen und geradezu ruhelosen Welt sind es die Kirchen, die uns zu uns selber führen und uns die Begegnung mit Gott ermöglichen, uns diese Rückversicherung ermöglichen. Freilich ist dies auch an anderen Orten möglich, aber im Besonderen in diesen Räumen. Gönnen wir uns und den zukünftigen Generationen diese Möglichkeit, leisten wir uns den Luxus dieser spirituellen Versicherung.