Gutes tun

Soll ich dem Bettler in der Stadt etwas geben oder will ich ihn gar nicht wahrnehmen? Mein schlechtes Gewissen meldet sich – dabei täte ich mir doch selbst Gutes, wenn ich Gutes tue.

Morgengedanken 30.10.2019 zum Nachhören (bis 29.10.2020):

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Unlängst war ich in einer stressigen Zwicksituation: Ich hatte einen Termin einzuhalten und mir fehlte das passende Geldstück, um den Parkautomaten zu füttern. „Können Sie mir bitte wechseln?“, fragte ich den Mann, der hinter mir wartete. Er konnte es nicht, aber er schenkte mir die 50 Cent einfach so. Ich war ihm sehr dankbar, doch für ihn schien es ganz selbstverständlich zu sein. Vielleicht ist er ein religiöser Mensch, dachte ich.

Dr. Silvia Habringer-Hagleitner
ist Professorin für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz

Spur der Hilfsbereitschaft

Im Heiligen Koran wird zum Beispiel Folgendes gelehrt: „Frömmigkeit besteht nicht darin, dass ihr euer Gesicht nach Osten und Westen wendet. Frömmigkeit besteht darin, dass man an Gott … und die Propheten glaubt, dass man, aus Liebe zu Ihm, den Verwandten, den Waisen, den Bedürftigen, dem Reisenden und den Bettlern Geld zukommen lässt und (es) für den Loskauf der Sklaven und Gefangenen (ausgibt)...“ Freigiebigkeit für Fremde, die in Not sind, das lehrt der Koran, das lernen die Kinder im islamischen Religionsunterricht.

Jemandem – vielleicht sogar Wildfremden – etwas Gutes tun, freundlich sein zu ihm oder ihr in einer Not spontan helfen - das macht die Welt besser: konkret in diesem Augenblick und es hat auch Folgen. Wem so unverhofft Gutes widerfährt, der wird dies auch weitergeben. So zieht sich eine Spur der Hilfsbereitschaft und Lebensfreude durch die Welt, die immer stärker werden kann.