Das Wort „noch“

Was hätten wir nicht alles lernen können, früher, als es noch einfacher war, der Kopf noch aufnahmefähiger, der Terminplan weniger überfüllt: Klavierspielen, Motorradfahren, Schach... Aber ist es dafür wirklich zu spät?

Morgengedanken 7.11.2019 zum Nachhören (bis 6.11.2020):

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Für Heute wirft mir mein Glückskalender von ACTION FOR HAPPINESS zur Steigerung meiner Lebensfreude den Spruch am Handy aus: „Wenn du denkst, du könntest etwas nicht, ergänze das Wort ‚noch‘.“ Aber ist das nicht Selbstbetrug? Ich kann zum Beispiel nicht singen. Durch das Wort „noch“ gebe ich zumindest die Hoffnung nicht auf, es doch noch einmal passabel hinzubekommen.

Harald Kluge
ist Pfarrer der Reformierten Stadtkirche Wien

Der Selbstwert eines Menschen

Ich kann nicht Gitarre spielen. Aber wenn ich mir selbst sage: „Ich kann noch nicht Gitarre spielen“, fühle ich mich zwar besser. Aber mache ich mir da nicht selbst etwas vor? Ein Satz, den man Kindern und Jugendlichen bekanntlich nie sagen sollte, lautet: „Das schaffst du nie!“

Mit kaum einem anderen Satz kann ich den Selbstwert eines Menschen so schnell in den Keller sacken lassen. „Das schaffst du nie!“, klingt brutal und ist gemein gemeint. „Das schaffe ich noch nicht!“, wäre doch eine gute Antwort darauf. Oder?