Paradies-Affen

Wie uns Tiere und Pflanzen aus der Krise helfen können: In diesem letzten Teil soll es um Menschenaffen gehen, die am Kongofluss leben und in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht haben. Die Bonobos.

Gedanken für den Tag 23.11.2019 zum Nachhören (bis 22.11.2020):

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Diese Unterart der Schimpansen geht in Konflikten nicht wie ihre Artgenossen mit Fäusten, Steinen und Knüppeln auf Fremdlinge los. Vielmehr kraulen sie fremden Bonobos das Fell, sie lausen einander und praktizieren freie Liebe. Der Akt hat übrigens nichts mit affigen Orgien oder Hippietum zu tun, sondern eher mit einer tierischen Form hoher Diplomatie. Denn diese Treffen finden regelmäßig statt, sie verhindern Revierkämpfe und Rivalitäten, wie sie bei den anderen Schimpansen üblich sind. Bei den Bonobos regiert auch nicht der Stärkste und die Angst vor ihm, sondern das erfahrenste Weibchen.

Genauso schön wie ein Bonobo

Wenn wir nun einmal den medialen Affenzirkus, der um die angeblichen „Sexaffen“ gemacht wird, hinter uns lassen, werden wir feststellen, dass die Welt der Bonobos so gut funktioniert, weil ihre Wege von Kommunikation und Konfliktbewältigung nicht nach Sieg oder Niederlage, Befehl und Gehorsam aufgebaut sind, sondern mittels konstruktiver Beziehungsarbeit.

Oliver Tanzer
ist Autor und Wirtschaftsjournalist und leitet das Wirtschaftsressort der Wochenzeitung „Die Furche“

Aber wie ist das beim Menschen? Muss er nicht beständig Befehlen gehorchen und sieht es nicht oft so aus, als wäre er in Sachen Karriere und Geld rücksichtslos wie ein wildes Tier? Überall in diesem System fließt enorme Energie in Widerstand oder in die Erzeugung von Wünschen. Menschen müssen durch Werbung geködert, Märkte erobert, Konkurrenz ausgeschaltet werden. Das wäre der Weg der Schimpansen, nicht jener der Bonobos.

Wenn man nun bedenkt, dass die Bonobos nur wenige Generationen gebraucht haben, um die Konkurrenz der Schimpansen in ein friedliches Miteinander zu verwandeln - gäbe uns dann das nicht Hoffnung für uns selbst? In Anlehnung an die „Tante Jolesch“ könnte es dann heißen: „Was ein Mensch im Zusammenleben schöner is’ wie ein Bonobo, is’ ein Luxus.“ Und nicht einmal „schöner sein“ wäre notwendig. „Genauso schön“ wie ein Bonobo würd’ schon reichen.

Buchhinweis:

Oliver Tanzer, „Animal Spirits“, Molden-Verlag

Musik:

Ellis Marsalis/Piano, Branford Marsalis/Saxophon, Robert Hurst/Bass und Jeff „Tain“ Watts/Drums: „Monkey puzzle“ von James Black
Label: Columbia 4745552