Ich bin da

In Griechenland gibt es mehrere Orte mit dem Namen Panagia. Pan Hagia – bedeutet: die Allheilige. Die Heilige vor allen Heiligen. Gemeint ist Maria.

Zwischenruf 8.12.2019 zum Nachhören (bis 7.12.2020):

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Ich habe vor einem Jahr den Ort Panagia im Norden Griechenlands besucht. Dort gibt es ein Cafe und dessen Besitzer malt Ikonen. Ich konnte in sein Altelier hineinschauen. Er war gerade dabei, eine sehr große Ikone für die Kirche im Ort zu malen. Darauf war ein brennender Dornbusch zu sehen und darin saß Maria mit dem Jesuskind.

Mag.a Gabriele Eder-Cakl
ist Pastoralamtsdirektorin der Diözese Linz

Maria im Dornbusch

Ich habe das so noch nicht gesehen. Maria mit dem Jesuskind mitten im brennenden Dornbusch. Es ist stimmig. In der Bibel hat Mose im brennenden Dornbusch Gott als den „Ich bin Da“ erfahren. Und wer sonst als Jesus mit Maria sollen mitten im Ich bin da, mitten in Gott sitzen.

Es war noch etwas Besonderes auf dieser Ikone zu sehen. Der Erzengel Gabriel sprang nicht hinein zur Maria, sondern hinaus vom Dornbusch – wie wenn er sagen wollte: Bitte bringt diese Botschaft vom „Ich bin Da“ hinaus auf die Insel, zu den Leuten, in den Alltag hinein!

Brand auf Thassos

Wenn wir heute am Fest Maria Empfängnis feiern, dass Maria ganz besonders ist, dass sie die Heilige vor allen Heiligen ist, dann gibt sie uns mit – seid auch heilig in eurem Leben. Lebt das, was ihr vom Evangelium verstanden habt, in eurem Alltag, mit euren Familien und in eurem Beruf!

Zwischenruf
Sonntag, 8.12.2019, 6.55 Uhr, Ö1

Diese unfertige Ikone des Cafehausbesitzers in Panagia zeigt im Hintergrund die Insel Thassos. Der Dornbusch mit Maria und Jesus und dem Erzengel ist auf diese Insel gemalt, man erkennt sehr deutlich die Berge und Eigenheiten der Insel. Thassos ist eine Insel, die vor einigen Jahren zu einem Drittel abgebrannt ist. Es ist furchtbar, wenn man statt grüner Pinienwälder im Süden der Insel nur mehr verkohlte Stämme sieht. Da verschlägt es einem kurz die Stimme. Was bedeutet es, wenn gerade ein Dornbusch, der brennt und dadurch enorm gefährlich sein kann auf einer trockenen Insel im Sommer – in der Kirche auf dieser Insel zu sehen ist? Wollte der Maler ausdrücken, dass Gott auch im Leid da ist?

Ich bin da!

Immer am Zweiten Sonntag im Dezember wird im Internationalen Candle Light Day an die Sternenkinder gedacht. Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Menschen stellen Kerzen in die Fenster für die Sternenkinder.

Heuer ist das der 8. Dezember. So kommen heuer Maria, Jesus und das große Leid und die tiefe Trauer um verstorbene Kinder eng zusammen. In manchen Pfarren und Kirchen wird in speziellen Gottesdiensten der Sternenkinder gedacht. Mütter und Väter, Verwandte und Freunde begleitet die unendliche Trauer um ihre Sternenkinder ein Leben lang. Sie sollen diese Trauer, die in ihnen drinnen ist, an dem Gedenktag, bei den Gottesdiensten, wo hintragen können, mit anderen teilen können, Gott anvertrauen können.

Vielleicht kann dieser Tag wie die Ikone aus Panagia mit ihrem brennenden Dornbusch auf einer abgebrannten Insel auch ein Hoffnungszeichen sein: Im Leid und in der unendlichen Trauer sagt Gott: Ich bin da!