Fontane und die Religion

Der 200. Geburtstag von Theodor Fontane ist natürlich auch Anlass, sich damit zu befassen, wie er es denn mit der Religion gehalten habe.

Gedanken für den Tag 3.1.2020 zum Nachhören (bis 2.1.2021):

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Der mittlerweile verstorbene evangelische Theologe Michael Nüchtern schreibt in einem Aufsatz, dass Religiosität als innere Haltung und Religiosität als äußeres Verhältnis nicht dasselbe seien, aber Teil des Stoffes, der in Fontanes Romanen und Erzählungen in spezifische Form gebracht sei. Religiosität ist also immer wieder ein Thema.

Konrad Holzer
ist Publizist

Glück und Gnade

„Ihr meine Geliebtesten“, nennt er die Landpastoren, die ihm bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg freundlich und offen begegnet sind. Diese Pastoren spielen in seinen Romanen gewichtige Rollen. Da ist zum Beispiel Lorenzen im Stechlin, von dem gesagt wird, dass er zwar nicht über Erlösung und Unsterblichkeit rede, vielleicht davon gar nicht so viel wisse und der Kirche als Institution kritisch gegenüberstünde. Als Mensch aber von großer Lauterkeit sei und reinen Herzens, ein Wundermann und Ausnahmemensch.

Und Fontane selbst? Der habe sein Bekenntnis nie auf den Lippen getragen, wohl aber im Herzen, schreibt eine gute Freundin: Sie halte ihn für tief religiös, obwohl er fast nie in die Kirche ginge. Einer anderen Freundin schrieb er, wie der evangelische Theologe Wilhelm Huffmeier festhält: „Ich werde nach wie vor auf die beiden Hauptfaktoren unseres Daseins angewiesen sein: auf Gott und das eigene Tun. Man fährt dabei schließlich auch wirklich am besten“.

Und in einem Brief an seine Frau heißt es: „Je älter ich werde, je tiefer empfinde ich, alles ist Glück und Gnade, das Kleine so gut wie das Große.“

Musik:

Rudolf Buchbinder/Klavier: „Prelude op. 28 Nr. 9 in E-Dur - Largo“ von Frederic Chopin
Label: EMI 7478262