Die Tiere an der Krippe Jesu

Jetzt hat das Warten bald ein Ende. Morgen ist es soweit. Ob Ochs und Esel wohl geahnt haben, was sie am nächsten Tag erwarten wird, dass sie ihre Krippe teilen müssen mit einem kleinen Neugeborenen, dessen Familie keinen anderen Platz in der Herberge ergattern konnte als gerade bei ihnen im Stall?

Gedanken für den Tag 23.12.2019 zum Nachhören (bis 22.12.2020):

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Können Tiere überhaupt warten? Von unseren Haustieren wissen wir, dass sie das können, sie warten geduldig auf das Futter oder dass ihr Herrchen oder ihre Besitzerin nach Hause kommen, und das Warten tut der anschließenden Freude keinen Abbruch.

Michael Chalupka
ist evangelisch-lutherischer Bischof in Österreich

Erwartung in der Hoffnung

Der Apostel Paulus spricht vom Warten der ganzen Schöpfung. Paulus spricht in seinem Römerbrief vom „ängstlichen Harren der Kreatur“ und dass „die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt“. In diesem Warten sind alle Geschöpfe miteinander verbunden, Menschen, Tiere und Pflanzen, die ganze Welt. In dem Bild der Welt, die in den Wehen liegt, ist die Geburt, die Erschaffung von neuem Leben schon angelegt. Auch wenn die Geschöpfe jetzt noch ängstlich harren, warten sie doch auf etwas Neues, auf neues Leben, das die Angst überwindet. Verstehe ich mich als Teil der Schöpfung und nicht als ihr Herrscher, dann bin ich mit ihr verbunden.

Dann bedeutet Warten nicht mehr ängstliches Verharren, erstarrt vor der drohenden Apokalypse, sondern eine Erwartung in der Hoffnung, dass es noch möglich ist, dass sich die Welt zum Guten wendet, zum Guten für die Menschen, die Tiere und die Pflanzen für die ganze Schöpfung, der ja, wie ich als Christ glaube, dereinst versprochen wurde, dass Gott die Welt nicht untergehen lässt, sondern mit ihr verbunden bleibt. Das befreit auch zum Tun, zum Handeln für die Bewahrung der Schöpfung, ganz ohne das schlechte ängstliche Gewissen.

Musik:

Quadro Nuevo: „Es kommt ein Schiff geladen“ aus dem Andernacher Gesangbuch/Köln 1608, Text Johannes Tauler zugeschrieben, bearbeitet von Andreas Hinterseher
Label: GLM Musikverlag/Fine Music FM1842