Ziegen

Wo es Hirten gibt im Heiligen Land, da gibt es Ziegen. Die Ziegen aber haben es nicht zu den Ehren der Altäre geschafft. Die Schafe ja.

Gedanken für den Tag 27.12.2019 zum Nachhören (bis 26.12.2020):

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In der Weihnachtsgeschichte kommen sie zwar auch nicht ausdrücklich vor. Da ist nur die Rede von den Hirten mit ihren Herden bei den Hürden. Und die Herden der jesuanischen Zeit waren bunt gemischt, Schafe, Ziegen und Kühe waren der Stolz ihrer Besitzer. Doch Jesus hatte die Schafe gern. Das verlorene Schaf wurde ihm zum Gleichnis. Von Ziegen aber ist in den Evangelien nie die Rede. Auch in den Krippendarstellungen kommen sie kaum vor.

Michael Chalupka
ist evangelisch-lutherischer Bischof in Österreich

Die Ziegen hatten nichts zu meckern

Woran mag das liegen? Am Geruch wohl kaum. Auch der Schafbock riecht streng. Man könnte meinen, es läge an den Hörnern. Wird doch der Teufel gerne mit Hörnern dargestellt, die an einen Ziegenbock erinnern, ganz in Analogie zum lüsternen Pan der griechischen Mythologie. Ich denke, es liegt an etwas anderem, an ihrer Schlauheit. Ziegen sind schlauer als Schafe. Sie eignen sich nicht so gut für das Bild der einförmigen Herde, in der das einzelne Schaf schon dadurch auffällt, dass es schwarz ist oder sich verirrt hat. Ziegen sind eigenwilliger.

So mag es wohl in der Nacht, in der sich Himmel und Erde berührten, in der Nacht, in der Gott Mensch geworden ist, geschehen sein, dass auch die eine oder andere Ziege, der eine oder der andere Bock sich an der Krippe Jesu eingefunden hatten um zu staunen.

Und die Ziegen hatten nichts zu meckern. Sie spürten es sofort, sie sahen das Strahlen des Jesuskindes. Sie erkannten sofort, zu Jesu Herde gehören nicht nur brave Schafe. Er ist auch der Hirte der Eigenwilligen und der Bockigen.

Musik:

Quadro Nuevo: „Tochter Zion“ von Georg Friedrich Händel
Label: GLM Musikverlag/Fine Music FM1842