Bibelessay zu Matthäus 2,1-12

In diesen Tagen gehen junge Menschen als Sternsinger oder auch Heilige Drei Könige von Haus zu Haus, um für rund 500 Projekte auf der ganzen Welt zu sammeln, um Kinder und Jugendliche zu fördern, um Bildung, Sicherung von Nahrung, Trinkwasser und medizinische Versorgung zu ermöglichen. Sie kommen meist mit einem Lied und hinterlassen einen Segen auf dem Haus oder der Wohnung.

Gold, Weihrauch und Myrrhe wurde damals zu Füßen des Jesukindes gelegt. Drei Geschenke, weshalb schon die Kirchenväter auf eine Dreizahl der Spender kamen, und weil es sich um so wertvolle Gaben handelt, machte man aus Ihnen auch noch gleich Könige. Aber erst seit dem 13. Jh. symbolisieren sie die drei damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika und so kommt auch ein dunkelhäutiger Afrikaner an die Krippe.

Gerhard Langer
ist katholischer Theologe und Judaist

Geschichte des Volkes Israel

Im Evangelientext ist freilich weder von ihrer Zahl noch Hautfarbe die Rede, noch werden sie Könige genannt. Magoi ist das Wort, das man verwendet. Damit bezeichnet man aus dem Iran kommende Priester, die auch Schriftgelehrte, Astrologen und Rechtskundler waren und sich, Magier eben, auch auf die magischen Künste verstanden. Unendlich viel Symbolik liegt in dem Text, den man eigentlich nur verstehen kann, wenn man ihn als Interpretation und Weiterführung der Geschichte des Volkes Israel versteht.

Denn wie einst der ägyptische Pharao die Israeliten knechtete und ihre Kinder töten wollte, so auch der König Herodes, der - so ambivalent und in vielem durchaus gewalttätig er war, nach allem, was wir wissen, einen solchen Befehl nie erlassen hat. Wie das historische Volk Israel nach Ägypten gezogen ist, so auch die Familie Jesu, vor allem aber wird Israel in einem biblischen Buch, in Numeri, ein Stern als Sinnbild der Ankunft des Messias verheißen, weshalb alle Spekulationen um einen Kometen oder eine besondere Sternenkonstellation am Text vorbeigehen.

Alpenländische Krippe

Was gesagt werden soll ist nichts weniger als dass in dieser Nacht der Messias geboren ist und dies vom Himmel deutlich verkündet wird. Deshalb ziehen die Weisen, die Schriftkundigen und Himmelskundigen aus dem Morgenland zu ihm und huldigen ihm, segnen ihn. Mit Gold betonen sie seine weltliche Macht, mit Weihrauch seine himmlische Herkunft und die Myrrhe, so deuteten schon die Kirchenväter, erinnert an seinen tragischen Tod. Dass ein Text wie das Kindheitsevangelium Jesu so breite Bekanntheit genießt, liegt aber auch daran, dass er nicht - wie ich es gerade getan habe - auf seine ursprüngliche Bedeutung hin gelesen, sondern immer wieder aufs Neue adaptiert und bearbeitet wurde.

Lebenskunst
Montag, 6.1.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Ich selber komme vom Land und erinnere mich sehr gut an das mit der Geburt Jesu verbundene Brauchtum, an viele Volkslieder, Krippendarstellungen und -aufführungen, in denen das Geschehen ganz aus dem orientalischen Rahmen heraus in die Alpen verlagert wird und gerade zu Weihnachten darauf abzielt, eine wohlige, heimatliche und geborgene Stimmung zu verbreiten. Und daran ist für mich ganz und gar nichts falsch.

Die stillste Zeit...

Vor wenigen Tagen allerdings habe ich in den sozialen Medien eine Darstellung des katholischen spanischen Grafikers Agustin de la Torre Zarazaga gesehen, der die Krippe durch ein Flüchtlingsboot ersetzt. Maria und ihr Mann sind afrikanische Geflüchtete. Anstatt der Hirten tauchen Leute vom Roten Kreuz auf und, wahrscheinlich am bemerkenswertesten, die so genannten Heiligen Drei Könige, sind bei ihm Polizisten der Guardia Civil in Uniform. Das Bild strahlt gleichzeitig nichts Belehrendes aus, die Figuren wirken seltsam gelassen. Umso mehr regt es zum Nachdenken an.

Überhaupt ist die Zeit nach Weihnachten und um den Jahreswechsel eine, in der viele Menschen nachdenken und ihr Leben darauf befragen, ob es vielleicht da oder dort ein wenig mehr Aufmerksamkeit bedarf. Das gilt für die Kilo auf der Waage genauso wie für das Lächeln gegenüber den ungeliebten Nachbarn oder den Besuch beim kranken Großvater. Karl Valentin soll gesagt haben: „Wenn die stillste Zeit im Jahr vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger“. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen ein gutes Neues Jahr.