Wisch und weg

Auch kleine Dinge bewusst wahrnehmen, Gesten verstehen – dazu lädt Peter Allmaier heute in seinen Morgengedanken ein.

Morgengedanken 14.1.2020 zum Nachhören (bis 13.1.2021):

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Der 1988 in Paris verstorbene Archäologe und Anthropologe Andrè Leroi-Gourhan hat seinerzeit die These aufgestellt, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang von Hand und Hirn gebe.

Peter Allmaier
ist Dompfarrer in Klagenfurt

Hand und Hirn

Was wir mit der Hand erfassen, das begreifen wir auch im Kopf. Wie wir unsere Hände gebrauchen, das bestimmt auch unsere Sprache und unser Denken. Je feinfühliger und kunstfertiger wir mit unseren Händen umgehen, desto präziser und differenzierter wird auch unser Denken. Und tatsächlich hat unsere Sprache sehr handgreifliche Bilder, wenn wir davon sprechen, an einer Idee festzuhalten oder einen Gedanken fallen zu lassen.

Dieser Gedanke lässt mich aber frösteln. Heute besteht unsere häufigste Handbewegung darin, Dinge am Smartphone einfach wegzuwischen oder den Namen einer Person anzutippen und damit zu rufen. Sollte das auch die Logik unserer Sitten und Normen oder unserer sozialen Beziehungen werden? Gilt in unserem Denken auch die oberflächliche Logik von wisch und weg? Vielleicht achten Sie heute einmal ganz genau darauf, was Sie mit Ihren Händen machen. Wie viel Sie umarmen, wie oft Sie herzhaft zupacken, wie häufig Sie Ihre Hände zum Gebet formen usw. Was immer Sie mit den Händen machen, es zeigt und bestimmt die Form Ihres Denkens.