Einfach hoffen
Gedanken für den Tag 25.1.2020 zum Nachhören (bis 24.1.2021):
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Religion hielt ich höchstens für eine überholte Art der Philosophie und dass gläubige Menschen ständig von einer „Hoffnung“ für die Welt sprachen, in der ich nichts als Elend und himmelschreiende Ungerechtigkeit erkennen konnte, hielt ich für so naiv, dass es schon zynisch war. Kurzum: dass ich irgendwann eine von ihnen, von diesen hoffnungstrunkenen Gläubigen, werden würde, war eher nicht absehbar. Und doch kam es so.
Ida Jaritz
ist katholische Theologin und Studierende an der Diplomatischen Akademie
Glauben ist persönlich
Als Christin kann ich den Frust, den viele Menschen, die Jesus noch nicht kennengelernt haben, mit Personen wie mir haben, verstehen. Viele Gläubige sind einfach irrsinnig schlecht darin, ihren eigenen Glauben und ihre Beziehung zu Gott, aus der ihre Hoffnung kommt, anderen, Außenstehenden, glaubhaft erklären zu können. Dieses Dilemma ist übrigens auch überhaupt nicht neu. Schon im Johannesevangelium, Kapitel 9, schafft es der geheilte Blindgeborene einfach nicht, den neugierigen Menschen um ihn herum begreiflich zu machen, was genau mit ihm geschehen ist, ganz egal wie oft sie ihn fragen.
Das Kreuz mit der Hoffnung liegt vielleicht darin, dass wir oft meinen, unseren Glauben mit jemandem zu teilen führe dazu, dass diejenige Person dann „Hoffnung hat“. Das ist ein Irrtum. Glauben und die Hoffnung, die davon kommt, ist persönlich, intim. Man kann ja auch keine Freundschaft mit jemandem teilen, indem man einem Außenstehenden von ihr erzählt. All das lässt sich also höchstens mitteilen. Gar nicht so einfach. Da kann man einfach nur hoffen, dass Gott die Herzen der Menschen trotzdem erreicht.
Musik:
Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Nic Raine: „Main Theme“ a. d. Film „Ratatouille“ von Michael Giacchino
Label: Royal Philharmonic Orchestra RPOSP034