Demokratieverständnis

Demokratie ist eine recht komplizierte Angelegenheit. Olivier Dantine erzählt davon in den heutigen Morgengedanken.

Morgengedanken 30.1.2020 zum Nachhören (bis 29.1.2021):

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Seit bald 75 Jahren leben wir in Österreich mit einer demokratischen Regierungsform. Auch wenn vielen die demokratische Entscheidungsfindung zu langwierig und mühsam erscheint: Ernsthaft wünschen sich wohl die allerwenigsten eine Abkehr von der Demokratie.

Olivier Dantine
ist Superintendent der evangelischen Kirche A. B. für Salzburg und Tirol

Eine Stimme für Stimmlose

Sehr wohl müssen wir darüber reden, wie Demokratie verstanden wird. Es gibt da nämlich ein Missverständnis: Manche verstehen unter Demokratie, dass die Mehrheit immer recht hat. Die Regierung wird zwar nach Mehrheitsverhältnissen gebildet, dazu kommen aber Kontrollmechanismen: Eine Opposition und eine freie Presse, die der Regierung auf die Finger schauen; der Verfassungsgerichtshof, der prüfen kann, ob Gesetze der Verfassung entsprechen. Zur Demokratie gehört auch, dass die Anliegen der Minderheiten gehört werden, und nicht einfach so über sie bestimmt werden darf. Und nicht zuletzt gibt es Grundrechte, die nicht durch eine Mehrheit ausgehebelt werden können, dazu zählen vor allem die Menschenrechte.

Auch die Kirchen sehen in der Demokratie für sich eine wichtige Aufgabe: Sie sind nicht Teil des politischen Machtgefüges und halten sich daher in tagespolitischen Fragen zurück. Wenn aber die Würde des Menschen durch politische Maßnahmen bedroht wird, erheben sie ihre Stimme für jene Menschen, deren Stimme sonst nicht gehört wird. Auf diese Weise helfen sie mit, dass die Gesellschaft respektvoll und in Würde mit allen Menschen umgeht.