Guten Flug in den Tag

Ilse Buck, – ich bin nicht Ilse Buck, die Morgenturnerin – sie hätte wohl gesagt: Wer keine Lunge hat, der kann nicht fliegen.

Gedanken für den Tag 6.2.2020 zum Nachhören (bis 5.2.2021):

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So ähnlich hat es auch der Heilige Benedikt vor 1600 Jahren gesagt: Der Atem in uns ist wie ein Vogel. Es muss nicht der schwarze Rabe der Träume sein. Vielmehr ist doch die Taube der Hoffnung wenigstens ein flatterndes Wesen, das den Himmel liebt. Das ist nicht nur die Lebensweisheit des Heiligen Benedikt, sondern die Botschaft an uns, Atmen und Denken und Hoffen gemeinsam zu spüren und sich gerade beim Aufwachen daran zu erinnern, dass vieles beim Aufstehen (bei der Auferstehung) überwunden werden muss, vor allem aber die Schwerkraft.

Herbert Maurer
ist Schriftsteller und Übersetzer

Lungenvogel in uns

Jede Fitnessübung beginnt mit dem Luftholen, so, als würden sich die Federn des Lungenvogels in uns plustern – die anderen, die toten und teuren Enten- und Gänsefedern sind ja in unseren Pölstern versteckt und schlafen lebenslänglich vor sich hin. Das bedeutet: Die Geschenke der Vögel in unseren Betten, der lebendige Lungenvogel mitten in uns drinnen.

Dem Heiligen Benedikt brachte ein Rabenvogel in seiner Eremitenzeit in Subiaco Brot – vor allem zum Frühstück, um ihm das Aufstehen schöner und appetitlicher zu machen – und die Auferstehung schmackhafter. Benedikt hat das offenbar verstanden, er hat tief durchgeatmet und das erfunden, was uns bis heute als der gregorianische Choral vertraut ist. Atmen, beten, fliegen oder auch zu Frau und Kindern im Bett „Guten Morgen“ sagen - oder einfach „Guten Flug in den Tag“.

Musik:

„My iron lung“ von Radiohead
Label: Parlophone/EMI 2163052