Wunder

Fast genau vor 50 Jahren wollte die Apollo 13 Mission den Mond erreichen. Es kam anders. Durch massive technische Probleme konnten sie nicht am Mond landen, sondern erreichten mit Müh und Not wieder die Erde.

Zwischenruf 23.2.2020 zum Nachhören (bis 22.2.2021):

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Während die Crew mit großer Anstrengung versuchte, die Probleme im Raumschiff in den Griff zu bekommen, erinnerte sich der Kapitän daran, wie er einmal ein Flugzeug geflogen hat, bei dem das Licht und die Navigation ausgefallen waren.

Mag.a Gabriele Eder-Cakl
ist Pastoralamtsdirektorin der katholischen Diözese Linz

Wenn etwas ausfällt...

Damals dachte er: Das ist nun das Ende. Ich pralle gegen einen Felsen und aus. Doch dadurch, dass das Licht ausgefallen war, konnte er die fluoreszierenden Algen im Meer sehen und sie leuchteten ihm den Weg zur Landung am Festland.

Wenn ich mit Menschen aus Pfarren beisammen bin und dort eher pessimistische Stimmung herrscht: Wir haben zu wenig Leute, das funktioniert nicht mehr, es geht sowieso immer schlechter. Dann erzähle ich diese Begebenheit. Es ist erstaunlich: Wenn etwas ausfällt, kann dafür Neues gesehen werden. Und plötzlich fallen ihnen Dinge ein, die gut funktionieren, wo das Herz brannte und Kirche doch gut sichtbar ist.

Zwischenruf
Sonntag, 23.2.2020, 6.55 Uhr, Ö1

Und nun kommt mein persönliches Erlebnis noch dazu: Vor kurzem konnte ich in Peru und Kolumbien Urlaub machen. Auf einer kleinen Insel im Norden Kolumbiens sagte mir die Rezeptionistin des Hotels: In der Lagune neben dem Hotel können Sie fluoreszierendes Plankton sehen, wenn Sie wollen. Am selben Abend noch schwamm ich mitten in der Nacht in diesem Glitzerwasser und war so begeistert, dass ich vergaß, welch große und womöglich gefährliche Meerestiere unter mir schwimmen könnten. In einen österreichischen See traue ich mich nie in der Nacht hinein – dort war es kein Problem. Also haben die leuchtenden Algen auch bei mir Wunder gewirkt.

Amazonien-Synode

Diese unkonventionelle und positive Herangehensweise an große Herausforderungen gefällt mir besonders am Schreiben des Papstes zur Amazonien-Synode. Sehr poetisch und mit einer ganzheitlichen Sicht auf die Menschen und Natur im „Geliebten Amazonien“ benennt Papst Franziskus die dringende Notwendigkeit des Einsatzes für Gerechtigkeit Naturschutz. Ich erinnere mich, dass ich drei Stunden lang über den Amazonas geflogen bin. Dieses große Gebiet ist für unsere gesamte Erde so wichtig und daher so schützenswert! Wir tun unser Bestes in unserer Diözese, um für Menschen und Umwelt in Amazonien einen Beitrag zu leisten.

Weiter fordert der Papst uns auf, wirklich zu den Menschen hinzugehen, mit ihnen zu reden und ihnen zuzuhören. Eine Kirche mit amazonischem Gesicht bekommt neue Sprachen und Lieder, neue Zugänge zur Natur und zum täglichen Leben. Die Kirche verändert sich dadurch. Das irritiert dort wie da so manche Kirchenleitende oder Kirchenmitglieder.

Gleichberechtigung der Geschlechter

Lebendige katholische Gemeinden sind wichtig, um den Einsatz für Gerechtigkeit und Klimaschutz voranzutreiben. Dazu forderten die Amazonasgemeinden auch die Veränderung der Zulassungsbedingungen zum Weiheamt. Beim Lesen der Abschnitte zum Thema „Frauen und Weiheamt“ sind mir allerdings die Tränen gekommen. Es ist so schmerzlich, wie hier argumentiert wird: Jesus war ein Mann, deswegen sind Priester Männer, und die Frauen sollen sich an Maria halten. Wir haben seit mehr als 30 Jahren theologische Dokumente und Studien, die zeigen, dass es nicht von Jesu Geschlecht abhängig sein kann, wer ein Amt innehat. Nehmen wir diese bestehenden Forschungen und fangen wir da mit dem „Überfließen“ an.

Wenn Kirche die Gegenwart und ihre Menschen wirklich ernst nimmt, dann wird sie das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter nicht beiseitelegen können. Weder im Amazonasgebiet, in Afrika, Asien, noch in Europa. Das stimmt mich nach wie vor hoffnungsvoll. Ich schlage übrigens vor, wenn das Amt neu gedacht wird, bei einem künftigen Konzil pro Diözese einen Mann und eine Frau zu entsenden.