Weniger ist mehr

Traditionell ist die Fastenzeit, die gestern mit dem Aschermittwoch begonnen hat, eine Zeit des bewussteren Lebens, des Verzichts und der Besinnung.

Morgengedanken 27.2.2020 zum Nachhören (bis 26.2.2021):

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„Weniger ist mehr“ – so könnte man den ursprünglichen Sinn der Fastenzeit zusammenfassen. Loslassen und frei werden, dem Raum geben, was vielleicht im Alltag zu kurz kommt. Die Bibel weiß davon zu erzählen, dass Menschen fasten – und beten! Im Judentum zur Zeit Jesu galten gerade Almosengaben, Beten und Fasten als die religiösen Praktiken schlechthin.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft

Almosen, Beten und Fasten

In der Bergpredigt Jesu im Matthäusevangelium bestätigt Jesus eben diese drei Elemente gelebten Glaubens. Aber er wendet sich kritisch an diejenigen, die mit ihrem Fasten vor allem angeben wollen und anderen zeigen möchten, dass sie frömmere und damit bessere Menschen sind. Ganz zu Recht erinnert deshalb Jesus in der Bergpredigt daran, wenn er sagt: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten...“ (Mt 6,16).

Nein, Jesus verweist darauf, dass Fasten aus religiöser Motivation etwas höchst Persönliches ist, dass außer denen, die fasten und Gott, das niemand etwas anzugehen hat. Deshalb fordert er seine frommen Zeitgenossen auch auf, sie mögen entgegen mancher damaliger Praktiken trotz des Fastens auf ihr Äußeres schauen und sich pflegen, denn es ist keinesfalls notwendig, ja nicht einmal sinnvoll, dass alle Welt darauf aufmerksam wird, dass man fastet.