Sieben Jahre Papst Franziskus

Vor genau sieben Jahren hat das Pontifikat von Papst Franziskus begonnen. Dazu die heutigen Morgengedanken von Gudrun Sailer.

Morgengedanken 13.3.2020 zum Nachhören (bis 12.3.2021):

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Was ich Ihnen heute erzähle, hat sich in Argentinien zugetragen, in Buenos Aires. Nicht im Zentrum, bei der schönen Kathedrale. Sondern in einem Elendsviertel weit draußen. Ein Priester wird zu einer Familie gerufen, der gerade ein Kind gestorben ist, fünf Jahre alt.

Gudrun Sailer
ist Journalistin im Vatikan

Der Glaube der einfachen Leute

Der Priester ist ein erfahrener Seelsorger. Aber Eltern, die um tote Kinder trauern, daran gewöhnt man sich nicht. „Was sage ich ihnen nur?“, überlegt sich der Priester auf dem Weg zur Baracke. Dann tritt er ein. In der Mitte des Raumes liegt auf dem Tisch das tote Kind. An seinen Armen sind Flügel befestigt, Flügel aus grober Pappe. Der Priester ringt um Fassung. Da erklären ihm die Eltern: „Das ist unser Engel, Gott hat ihn nach Hause geholt.“ In dem Moment begreift der Priester, dass nicht er es ist, der etwas Tröstliches sagen muss in einer solchen Baracke, in einem solchen Elend. Umgekehrt: Es sind die Armen, die ihm zeigen, wie das geht: glauben.

So hat der argentinische Priester es seinem Bischof erzählt, dem Kardinal Jorge Mario Bergoglio, der selbst oft in die Armenviertel ging. Bergoglio ist auf den Tag genau heute seit sieben Jahren Papst. Für ihn darf ich in Rom arbeiten. Er ist ein großer Papst für mich, Franziskus. Und wenn ich ihn einmal nicht verstehe, was vorkommt, dann denke ich an das tote Kind mit den Flügeln aus Pappe, an den Glauben der einfachen Leute und an das, was zählt. Und dann bin ich ihm wieder auf der Spur, dem Papst und seiner Vorstellung einer armen Kirche für die Armen.