Vom „Buona sera“ zum „Buona notte“?

Ist Papst Franziskus mit seinem Reformkurs gescheitert? Studiodiskussion mit Marco Politi, Angelika Walser, Michael Prüller und Helmut Schüller.

Am 13. März 2013, vor genau sieben Jahren, wurde Jorge Mario Bergoglio SJ vom Konklave zum Papst gewählt. Viele erhofften sich von dem Argentinier einen Aufbruch der römisch-katholischen Kirche ins 21. Jahrhundert, eine Neuorientierung des Katholizismus, um mit der Entwicklung der Welt Schritt halten zu können.

Praxis Spezial
Mittwoch, 11.3.2020, 16.05 Uhr, Ö1

Popularität und scharfer Gegenwind

Papst Franziskus eroberte durch sein bewusst bescheidenes, manchmal recht unkonventionelles Auftreten und seinen Einsatz für die Menschen am Rand der Gesellschaft, für Arme und Migrant/innen, die Herzen vieler reformfreudigen Katholikinnen und Katholiken und erlangte auch bei vielen der Kirche fernstehenden Menschen ein großes Maß an Popularität.

Doch der Papst sieht sich auch mit einem scharfen Gegenwind konfrontiert: Vatikan-Insider Marco Politi schildert in seinem Buch „Das Franziskus Komplott“, wie sich politische Kräfte – vor allem aus dem rechtspopulistischen Lager – mit innerkirchlichen Gegnern aus dem rechtskonservativen Eck verbünden: einerseits, um Franziskus als gesellschaftspolitischen Mahner zu desavouieren und anderseits, um jeden Versuch kirchlicher Reformen – wie die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, eine Lockerung des Zölibats oder die Öffnung des Priesteramtes für Frauen – im Keim zu ersticken.

Weder die Jugendsynode noch die Amazoniensynode brachten diesbezüglich herausragende Veränderungen und viele Katholiken und vor allem Katholikinnen in Europa – aber auch darüber hinaus – zeigen sich enttäuscht. Ihren Unmut machen sie auch immer deutlicher in Form von Aktionen hör- und sichtbar, etwa in „Maria 2.0“ oder in „50 Tage – 50 -Frauen“. Daneben forderten die zahlreichen mittlerweile bekannt gewordenen Fälle von sexueller Gewalt durch Priester und die Reform der Kurie, bei der viele Anwärter aus Europa leer ausgingen, die Aufmerksamkeit des Papstes.

Wie erfolgreich war Franziskus?

Mit 83 Jahren ist Papst Franziskus nicht mehr der Jüngste. Wie erfolgreich war sein Pontifikat bisher? Hat Franziskus das erreichen können, was er sich vorgenommen hat? Waren die Erwartungen an ihn überzogen? Hat er die römisch-katholische Kirche fit für die Zukunft gemacht oder arbeitet die Zeit für seine Gegner, die angeblich schon eifrig daran werken, die Wahl eines Bergoglio II. beim nächsten Konklave zu verhindern? Wurde aus „Buona sera“ ein „Buona notte“ für all jene, die auf einen neuen Wind in der katholischen Kirche hofften?

Es diskutieren im Ö1-Religionsmagazin „Praxis“: der Vatikan-Insider und Bestseller-Autor Marco Politi, die katholische Theologin und Auslöserin der Initiative „50 Tage 50 Frauen“ Angelika Walser, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Erzdiözese Wien und Pressesprecher von Kardinal Schönborn Michael Prüller und der Initiator der Pfarrer-Initiative Helmut Schüller.

Moderation: Alexandra Mantler
Regie: Judith Fürst

Praxis 11.3.2020 zum Nachhören (bis 10.3.2021):

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Buchhinweise:

  • Marco Politi, „Das Franziskus Komplott. Der einsame Papst und sein Kampf um die Kirche“, Verlag Herder
  • Marco Politi, „Franziskus unter Wölfen“, Verlag Herder
  • „Frauen machen Kirche“, hg. v. bleiben.erheben.wandeln, Verlag Patmos

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