Der Ritt auf der Kanonenkugel

Heute feiert Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen seinen 300. Geburtstag. Bekannt ist er als Lügenbaron, sozusagen als Ahnvater von Fake News.

Gedanken für den Tag 11.5.2020 zum Nachhören (bis 10.5.2021):

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Seine Geschichten, die er nur erzählt hat und die andere aus Geldnot aufgeschrieben haben, werden immer noch gelesen und wurden aufwändig verfilmt. Noch heute kennt man die Geschichten vom Ritt auf der Kanonenkugel, von den eingefrorenen Jagdhorntönen, oder dass er sich am eigenen Zopf samt seinem Pferd aus dem Sumpf gezogen hätte.

Geschichten, die als Fantasie zu erkennen sind

Er selber war nicht glücklich mit der Bezeichnung Lügenbaron, wurde sie doch in seinem Scheidungsprozess als Waffe gegen ihn eingesetzt. Er selbst, eher ein gemütlicher Gutsbesitzer, sah sich als Erzähler fantastischer Geschichten. Die Lüge verfolgt eine Absicht, sie will etwas verbergen, will etwas vortäuschen und sie schadet. Die Erzählungen Münchhausens bringen zum Lachen.

Michael Chalupka
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich

Lügengeschichten haben Leittragende. Leid tragen natürlich die Belogenen, aber letztendlich auch der Lügner. Wer lügt, lädt Schuld auf sich und tut sich selbst nichts Gutes. Das weiß auch die Bibel. „Mit deiner Lüge bringst du dich selbst um dein Leben“, heißt es im Buch Daniel. Oder „Gewöhne dich nicht an die Lüge; denn das ist eine Gewohnheit, die dir Schaden bringt“, im Buch Sirach.

Das Gebot „Du sollst nicht lügen!“ steht allerdings nicht in der Bibel, da heißt es: „Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten.“ Da geht es darum, vor Gericht keinen Meineid zu schwören, um dem Nächsten bewusst zu schaden. Lüge ist die Unwahrheit, die schadet, dem andern und sich selbst.

Falsche Nachrichten, Fake News werden eingesetzt, um die Öffentlichkeit zu täuschen, den politischen Gegner zu desavouieren oder um sich selbst oder andere in falschen Sicherheiten zu wiegen. Sie geben vor, die Wahrheit zu sein. Die Erzählungen Münchhausens sind so abenteuerlich und übersteigen die Realität derart, dass sie sofort als Fantasie zu erkennen sind. Und für diese Art der „Lügen“ gilt Helmut Qualtingers Diktum: „Die Lüge ist wahrer als die Wahrheit, weil die Wahrheit so verlogen ist.“

Musik:

Virtuosi Saxoniae unter der Leitung von Ludwig Güttler: „Minuetto - 7. Satz“ aus: Concerto in F-Dur für Violine, 2 Tombae di cacchia, Pauken, 2 Flöten, 2 Oboen, Streicher und B.c. von Georg Philipp Telemann
Label: Capriccio 10224