Zwischen Kiew und Krim

Themen: Abschied von Johann Weber und Philipp Harnoncourt; Orthodoxe Kirche im Spannungsfeld; Krimtataren; Umweltzerstörung durch Abbau von Rohstoffen

Abschied von Johann Weber und Philipp Harnoncourt

Von gleich zwei ihrer prägenden Gestalten muss die römisch-katholische Kirche in Österreich dieser Tage Abschied nehmen: Am 23. Mai starb der als „Herzbischof“ bekannte ehemalige Diözesanbischof von Graz-Seckau, Johann Weber im Alter von 93 Jahren. Mehr als 30 Jahre lenkte er ab 1969 die Geschicke der Diözese. Von 1995 bis 1998, als die Affäre Groer die katholische Kirche in Österreich erschütterte, hatte er den Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz.

Praxis
Mittwoch, 27.5.2020, 16.05 Uhr, Ö1

In der Nacht auf 26. Mai starb der renommierte Theologe und Priester Philipp Harnoncourt im Alter von 89 Jahren. Der Liturgiewissenschaftler, der einer alten Adelsfamilie entstammte und der Bruder des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt war, gilt als wichtiger Vorreiter im ökumenischen Dialog mit den orthodoxen Kirchen.

Orthodoxe Kirche: Im Spannungsfeld zwischen Moskau und Kiew

Mitten im Spannungsfeld des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland - von der von Russland annektierten Halbinsel Krim bis zur Ostukraine - befindet sich auch die Orthodoxe Kirche. 75 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer gehören orthodoxen Kirchen an.

In der Weltorthodoxie hat sie lange als schismatisch gegolten, aber vor gut einem Jahr hat der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., die ukrainisch-orthodoxe Kirche als autokephale (eigenständige) Kirche anerkannt.

Seither haben sich etwa 600 Pfarren in der Ukraine der neuen Kirche angeschlossen und sich damit vom Moskauer Patriarchat gelöst, kaum mehr als 1 Prozent der Pfarren im Land, es dominiert weiterhin die Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats.

Die Wogen in Kirche und Politik sind mittlerweile ein wenig geglättet, nicht zuletzt durch die Wahlniederlage des ehemaligen Präsidenten Petro Poroschenko, der ganz auf die nationalistische Karte setzte. Sein Nachfolger, Präsident Volodimir Selenskij nimmt zu kirchlichen Fragen eine weit gemäßigtere Haltung ein. Wie es um die religiöse und kirchliche Lage in der Ukraine nun bestellt ist, berichtet der ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz.

Krimtataren - Die vertriebenen Vertriebenen

Sechs Jahre ist es her, dass die Halbinsel Krim zwischen dem nördlichen Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer von Russland annektiert wurde - und mit ihr verleibte sich der russische Staat eine Volksgruppe ein, die mit Moskau aus der Geschichte vor allem eines assoziiert: Deportation und Verfolgung. Die Krimtataren sind ein muslimisches Turkvolk, Muslime in der Ukraine insgesamt nur eine sehr kleine Minderheit. Jahrhundertelang haben die Krimtataren die Krim, teilweise auch die gesamte Süd-Ukraine beherrscht, in Rivalität zu Kiew. Stalin ließ das Volk deportieren, erst in den 1990er-Jahren ist es wieder zurück auf die Krim gekommen und wird nun wieder vertrieben.

Die auf der Halbinsel, die völkerrechtlich immer noch zur Ukraine gehört, verbliebenen Tataren sind dort Repressalien ausgesetzt: Die Verwendung ihrer Sprache ist eingeschränkt, ebenso wie die Aktivitäten der Medschlis, der tatarischen Selbstverwaltung.

Ein großer Teil der Tataren und Tatarinnen, vor allem die intellektuelle und politisch aktive Elite lebt heute daher in Kiew und ringt um das Überleben der eigenen Identität in der Diaspora. Ein Lokalaugenschein, entstanden vor Ausbruch der Corona-Pandemie. - Gestaltung: Stefan Schocher

Wie der Hunger nach Rohstoffen die Umwelt zerstört

Der Abbau von Rohstoffen ist für 50 Prozent der Klimaemissionen verantwortlich. Mit dem Ressourcenverbrauch steigen auch die Mengen im Abbau, die Methoden werden brutaler, ohne Rücksicht auf die dramatischen Folgen für Mensch und Umwelt.

In Belo Horizonte in Brasilien zum Beispiel kamen vor mehr als einem Jahr bei einem Dammbruch in einem Eisenerzbergwerk 270 Menschen ums Leben. Und in China werden Lithium-Ionen-Batterien produziert - unter bedenklichen Arbeitsbedingungen. Offener Widerstand gegen umweltschädliche und menschenunwürdige Rohstoffgewinnung in Form von Protesten der Bevölkerung ist nun durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 kaum möglich.

Noch vor Beginn der Krise haben sich zahlreiche NGOs, darunter die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, das Jane Goodall Institut und GLOBAL 2000 in Österreich zur „Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe“ zusammengeschlossen und bei einem großen Treffen vernetzt. - Gestaltung: Maria Harmer

Moderation: Judith Fürst

Praxis 27.5.2020 zum Nachhören (bis 26.5.2021):

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