Gottesbildergalerie – Agnostiker

Thomas Henry Huxley lebte von 1825 - 1895. Er gilt als Erfinder des modernen Agnostizismus. Dessen Grundbotschaft lautet: „Man kann es nicht wissen.“ Vor allem, ob es einen Gott gibt oder nicht. Huxley konnte sich dabei auf asiatische, griechische und auch römische Vordenker stützen.

Manche bezeichnen sich dann als Agnostiker, wenn es in einer Kultur verpönt ist, sich als Atheist zu deklarieren. Die Zahlen meiner Religionsstudie 2020 stützen diesen Verdacht. Denn in vielen Fragen des persönlichen Lebens und gesellschaftlichen Zusammenlebens nehmen Atheisten und Agnostiker ähnliche Positionen ein.

Die erste Frage an Gott

Ich kann den Agnostikern einiges abgewinnen. Sie sind ein stiller Protest gegen vollmundig vorgetragenes Wissen über Gott, dessen moralische Weisungen und Pläne mit der Welt. Auch widersetzen sich Agnostiker dem Versuch mancher um Gott Besorgter, diesen mit zwingenden Argumenten zu beweisen. Man kann gute Gottesgründe haben, aber Gottesbeweise? Immanuel Kant riet, nicht auf solche zu setzen.

Auch warnt der Agnostizismus davor, sich ein nützliches Bild von Gott zu machen. Die jüdische Tradition hatte solches ihren Gläubigen strikt untersagt. Allzu vergessen scheint auch, dass eine Kirchenversammlung im Lateran im Jahre 1215 folgenden Lehrsatz aufstellte: „Zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, dass zwischen ihnen nicht eine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.“ Negative Theologie nennen dies Fachleute.

In einer der größten Fragen der Menschheit ist gerade die beste christliche Theologie „agnostisch“: „Warum lässt Gott unschuldige Menschen leiden?“ Große Theologen wie Romano Guardini oder Karl Rahner sagten, dass dies die erste Frage sei, die sie Gott stellen, wenn sie bei ihm ankommen. Vor dieser Frage sind sie ratlose Agnostiker geblieben. Das also können Gottesanhänger von den Agnostikern lernen, dass wir vieles über Gott einfach nicht wissen.