Gottesbildergalerie - Deisten

Gott sei als Schöpfer wie ein Uhrmacher. Er habe eine Weltuhr geschaffen. Seither laufe diese von selbst. Das ist ein Kernsatz der Deisten.

In der Religionsstudie 2020 ist er das Hauptargument jener Menschen, die deistisch an einen Gott glauben. „Irgendjemand muss doch die Welt erschaffen haben.“ Es müsse „etwas Höheres“ geben. Deisten werden deshalb heute auch als Etwasisten bezeichnet.

Paul M. Zulehner
ist Theologe und Religionssoziologe

Welterklärung und Moral

Das deistische Gottesbild kam in der Mitte des 16 Jahrhunderts in Frankreich auf. Es verbreitete sich von dort aus nach England und Deutschland. Es zählt zu den Lehren der Freidenker, die bis heute einflussreiche Logen bilden. Zwischen Glauben und Vernunft sehen sie einen Widerspruch. Daher lehnen sie in der Religion alles ab, was ihrem Konzept von Vernunft widerstreitet: Offenbarung, Wunder oder eine Auferstehung des Leibes, also des ganzen Menschen. Religion sollte so vom Aberglauben gereinigt werden.

Lebenskunst
Sonntag, 14.6.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Absolutistischen Herrschern wie Joseph II. kam sehr gelegen, dass diese vernünftige Religion der Philosophen die Moral, also den Gehorsam der Untertanen, das Zahlen der Steuern und die eheliche Treue zumindest bei den Frauen sicherte. Aufgeklärte Religion konzentrierte sich auf Welterklärung und Moral. Der Deismus hat sich bei uns kulturell festgesetzt. Vier von zehn Menschen in Österreich sind Deisten.

Dass die Deisten auf Vernunft setzen, fordert die Gottesredner bis heute mächtig heraus. Wie kann man zugleich an die Wissenschaft und an Gott glauben? Wie kann man über Gott reden, ohne die Vernunft zu verraten?

Deisten können zudem in der Klima-Krise hilfreich sein. Sie sind überzeugt, dass die Welt zwar von Gott geschaffen, dann aber völlig in die Verantwortung der Menschen gelegt wurde. Also kann sich niemand auf einen Gott ausreden, wenn sich die Menschheit durch Zerstörung der Mitwelt selbst bedroht.