Über die Entzauberung der modernen Welt

Zum 100. Todestag von Max Weber: Wer hat nicht schon einmal von der Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik gehört? Sie spielt in politischen Auseinandersetzungen eine Rolle, zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik oder beim Klimaschutz.

Gedanken für den Tag 15.6.2020 zum Nachhören (bis 14.6.2021):

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Während Gesinnungsethik die moralische Qualität des Handelns in erster Linie an den moralischen Prinzipien und Absichten bemisst, fragt Verantwortungsethik auch nach den möglichen Folgen unseres Tuns. Die Unterscheidung stammt von Max Weber, einem der Begründer der modernen Soziologie, der auch auf anderen Wissensgebieten Bahnbrechendes geleistet hat.

Ulrich H. J. Körtner
ist evangelisch-reformierter Theologe

„Religiös unmusikalisch“

Weber kam am 21. April 1864 in Erfurt zur Welt. Er starb vor 100 Jahren am 14. Juni 1920 in München. Webers Vater, der ebenfalls den Vornamen Max trug, war Jurist und Landtags- wie Reichstagsabgeordneter der Nationalliberalen Partei. Die Familie gehörte zum protestantischen Bildungsbürgertum. Webers Mutter hatte hugenottische Vorfahren. Der Einfluss calvinistischer Ethik auf die Entwicklung des modernen Kapitalismus sollte für Weber zu einem wichtigen Forschungsgegenstand werden. Religion blieb für Weber lebenslang ein zentrales Thema. Er verfügte über ausgezeichnete Bibelkenntnisse, bezeichnete sich aber in späteren Jahren als „religiös unmusikalisch“.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, der Geschichte, der Philosophie und der Nationalökonomie schlug Weber zunächst eine juristische Laufbahn ein, wurde dann aber Professor für Nationalökonomie in Berlin, später in Heidelberg. Bereits 1903 ließ er sich pensionieren und wirkte seither als Privatgelehrter. Im Sommersemester 1918 lehrte Weber an der Universität Wien, wechselte dann aber auf eine Professur in München.

Webers weitgespanntes Werk übt nach wie vor großen Einfluss aus. Grund genug, sich in den kommenden Tagen mit ihm zu beschäftigen.