„Traum-Reisen“

Für mich war es ein Traum, Ende der 1980er Jahre in Rom zu studieren, im Zentrum der römisch-katholischen Welt. Rom ist geprägt, nicht zuletzt durch die unzähligen Kirchen. Sieben große Pilgerkirchen sind es – und gleich mehrere davon haben mit Peter und Paul zu tun.

Gedanken für den Tag 29.6.2020 zum Nachhören (bis 28.6.2021):

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Der heutige katholische Festtag Peter und Paul geht auf die Übertragung der Reliquien in die Sankt Sebastian Katakomben in der Via Appia zurück. Nicht weit davon ist die Stelle „Quo vadis“: Der Ort, wo Petrus während der Christenverfolgung 67 n. Chr. Rom verlassen wollte – und wo ihm – so die kirchliche Überlieferung - Christus begegnete, der in die Gegenrichtung, in die Stadt zu den Verfolgten ging. Und Petrus kehrte um.

„Apostelfürsten“

Petrus wurde ebenso wie Paulus in Rom hingerichtet. Seine Grabstätte wird im Petersdom verehrt; jene des Paulus in der Basilika St. Paul vor den Mauern. Die Köpfe von Peter und Paul sind heute friedlich vereint in der Lateranbasilika, im großen gotischen Aufbau über einem Altar, dem Ziborium. Doch so friedlich war das Verhältnis nicht immer: Petrus war einer der ersten Begleiter Jesu. Durch einen Traum in Joppe, dem heutigen Tel Aviv, lernte er, dass nicht nur Juden, sondern auch die sogenannten Heiden getauft werden konnten.

Johann Pock
ist katholischer Theologe und Priester

Paulus war ein eifriger Gelehrter, der die Anhänger Jesu verfolgte – bis er in einer Vision vor Damaskus Jesus begegnete und vom Pferd fiel. So kann man es in der biblischen Apostelgeschichte nachlesen.

Diese beiden so unterschiedlichen Männer – der Fischer aus Galiläa und der Gelehrte aus Tarsus, kamen über die Ausrichtung der christlichen Mission in Jerusalem zum Streiten. Und doch einte sie der gleiche Traum – die Botschaft Jesu zu verbreiten.

Dass diese beiden sogenannten „Apostelfürsten“ heute laut katholischem Heiligenkalender am selben Tag verehrt werden, finde ich auch theologisch spannend: Die Kirche ist gegründet auf dem Zeugnis von Menschen, die bereit waren für Veränderung. Sie sind dem Traum Jesu vom Anbruch des Gottesreichs, vom „Leben in Fülle“ gefolgt. Und ich persönlich finde es schön, dass heute in Rom auf dem Stuhl Petri ein Papst sitzt, der auch bereit ist, Größeres zu erträumen, als unmittelbar machbar erscheint.

Musik:

Lettischer Rundfunkchor unter der Leitung von Sigvards Klava und Rigas Kamermuziki unter der Leitung von Richard Harvey: „Journey to Rome“ aus: LUTHER / Original Filmmusik von Richard Harvey
Label: BMG Ariola 82876568702