Papst Franziskus und sein Kirchentraum

Auch Päpste haben wohl so ihre Träume… Und manchmal, ganz selten, sprechen sie nicht im Modus der Lehre; oder predigend. Sondern sie trauen sich, Visionen zu benennen und ihre Träume von der Zukunft zu verraten.

Gedanken für den Tag 2.7.2020 zum Nachhören (bis 1.7.2021):

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So hat Papst Franziskus schon mehrfach dieses Motiv des Traumes und der Visionen verwendet. Deutlich wird dies in seinem jüngsten Dokument: Zum Jahresbeginn 2020 erschien sein Schreiben zur Amazoniensynode, „Querida Amazonia“ – Geliebtes Amazonien.

Arme Kirche für Arme

Darin fasst der Papst seine Anliegen in vier Visionen zusammen. Als erstes nennt er die soziale Vision: Darin geht es um Gerechtigkeit für die Menschen in Amazonien, besonders für die indigenen Völker. Dann die Vision einer Inkulturation, die die Botschaft Jesu vorsichtig „einwebt“ in die Kultur – und diese Kultur dabei wertschätzt. Damit wendet er sich bewusst gegen die jahrhundertelangen gewaltvollen Formen von Mission. Drittens die ökologische Vision: Darin spricht der Papst die Sorge um die Zukunft Amazoniens und die Bedeutung dieses Gebietes für die gesamte Welt an. In der vierten Vision geht es schließlich um eine Kirche, die nahe bei den Menschen ist und sie begleitet.

Johann Pock
ist katholischer Theologe und Priester

Papst Franziskus ist ein Papst, der nicht träumt, die Kirche groß zu machen. Vielmehr möchte er die Fähigkeiten und Mittel der Kirche eingesetzt sehen für das Wohlergehen aller Menschen.

Ich denke bei Franziskus auch an den Traum seines Namensgebers, des Heiligen Franz von Assisi, wo – so die Überlieferung - Christus ihm erscheint und sagt: „Bau meine Kirche wieder auf!“ Der Traum von Papst Franziskus ist eine arme Kirche für die Armen – und das heißt: Nicht die Kirche soll am Ende gut dastehen, sondern die Welt, an deren Leben und Überleben Christinnen und Christen mithelfen sollen.

Man mag Papst Franziskus hier als Träumer bezeichnen – aber nur wer Großes für die Zukunft erträumt, ermöglicht die Veränderung in der Gegenwart.

Musik:

Sinfonia Varsovia unter der Leitung von Zdzislaw Szostak: „Nocturne I“ aus: ELISA / Original Filmmusik von Zbigniew Preisner
Label: Philips 5267502