Hagia Sophia: Gotteshaus und Politikum

Themen: Aufregung um Hagia Sophia; Neues Buch von Mouhanad Korchide; WG für Jugendliche mit Essstörungen

Hagia Sophia wird wieder Moschee

Jubelstimmung am 10. Juli vor der Hagia Sophia in Istanbul, die künftig wieder als Moschee genutzt werden soll. Am 24. Juli solle das erste muslimische Gebet in dem Kuppelbau aus dem 6. Jahrhundert stattfinden, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in seiner Rede.

Praxis
Mittwoch, 15.7.2020, 16.05 Uhr, Ö1

Erbaut wurde die Hagia Sophia im 6. Jahrhundert nach Christus als Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und hat damit auch große Bedeutung für die christliche Orthodoxie. Zu einer Moschee wurde sie mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 – und 1934 vom türkischen Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk in ein Museum umgewandelt.

International ist man über die aktuelle Entscheidung, die Hagia Sophia wieder als Moschee zu nutzen, wenig entzückt: Die griechische Regierung spricht von Provokation, ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche von einer „Schande“, Papst Franziskus zeigt sich „bekümmert“ und die UNESCO will den Status der Hagia Sophia als Weltkulturerbe überprüfen. ORF-Asien-Korrespondent Jörg Winter hat die Ereignisse in den letzten Tagen vor Ort verfolgt. - Gestaltung: Alexandra Mantler und Jörg Winter

Islamischer Theologe Khorchide: Unterdrückung ist Verrat am Islam

Um Religion und Politik geht es auch im eben erschienenen Buch „Gottes falsche Anwälte“ von Mouhanad Khorchide. Der islamische Religionspädagoge und Soziologe erhebt darin die Stimme gegen vielfältige Formen der Unterwerfung und Unterdrückung, die im Namen des Islam auftreten.

Buchhinweis:
Mouhanad Khorchide, „Gottes falsche Anwälte. Der Verrat am Islam“, Verlag Herder

Khorchide wendet sich gegen jede Vereinnahmung der Religion, sei es durch eine politische Partei, ein Regime oder auch nur durch Gelehrte, die die Menschen gefügig machen wollen – und dies sei, so meint der Autor – schon in den ersten Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten Mohammed in den Machtkämpfen um dessen Nachfolge geschehen. Besonders hart ins Gericht geht er dabei mit dem Patriarchat und sieht den Islam diesbezüglich in „bester“ Gesellschaft mit den anderen Religionen. Khorchide fordert eine Rückkehr zur befreienden Kraft des Islam und zur Selbstbestimmung des Menschen und damit zu mehr Lebensqualität im ethischen, moralischen und spirituellen Sinn. - Gestaltung: Judith Fürst

Kaya: Diakonie-WG für Jugendliche mit Essstörungen

Mit den sommerlichen Temperaturen steigt auch die Verunsicherung: Bin ich zu dick? Zu unattraktiv? Nicht liebenswert? „Essstörungen haben immer mehrere Ursachen, der Kult um Schönheit und Körper ist nur ein Faktor, bietet aber zusätzlichen Nährboden für die Entwicklung von Essstörungen“, wissen die Expert/innen des interdisziplinären Teams der WG „Kaya“ für junge Menschen mit Essstörungen in Linz.

Kaya kommt aus dem Indianischen, bedeutet Große Schwester und soll darauf hinweisen, dass den Betroffenen eine eigene Ansprechperson zur Seite steht. Rund 200.000 Menschen in Österreich erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer Essstörung. Insbesondere bei Magersucht ist die Mortalitätsrate von bis zu 15 Prozent hoch, Betroffene - meist junge Frauen - benötigen daher höchstprofessionelle Betreuung. Als bisher einzige Einrichtung in Österreich bietet das Diakonie-Zentrum Spattstraße in Linz zwei sozialtherapeutische Wohngruppen für Jugendliche mit Essstörungen an. Maria Harmer hat sie besucht und mit Ärztinnen, Therapeutinnen und Betroffenen gesprochen.

Moderation: Alexandra Mantler

Praxis 15.7.2020 zum Nachhören (bis 14.7.2021):

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Mehr dazu:

Hagia Sophia als Moschee: Gemischte Reaktionen
(gold, religion.ORF.at/KAP/dpa/APA/AFP; 14.7.2020)

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