Über das Erzählen, das Schreiben, das Lesen
Gedanken für den Tag 1.9.2020 zum Nachhören (bis 31.8.2020):
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Die Kuchl war nur spärlich mit geweihten Kerzen aus Mariazell beleuchtet. Draußen herrschte Weltuntergang und wir aßen Essiggurken und selbstgemachtes Brot. Meine Mutter schaffte es, uns drei Buben mit Geschichten von unseren Schutzengeln, die der weißbärtige liebe Gott jedem von uns vom Firmament herabschickte, in eine andere Welt zu verführen.
August Schmölzer
ist Schauspieler und Initiator der Gemeinnützigen Privatstiftung Stieglerhaus
Gezeichnete Geschichten
Ihre Erzählweise war so eindringlich, dass wir darüber die Angst vor dem Gewitter verloren. Mein Vater, der während eines solchen Gewitters immer draußen im Stall bei den Tieren und im Wirtschaftsgebäude war, hatte andere Aufgaben. Er wachte darüber, dass die Kühe, Schweine, Hühner ruhig blieben und sollte ein Blitz in das Wirtschaftsgebäude oder Haus einschlagen, konnte er sofort reagieren. Er aß keine Essiggurken mit Brot, sondern nahm sich Schnaps als Stärkung mit.
Meine Mutter hatte durchaus ein künstlerisches Talent. Sie zeichnete mit einem Tintenbleistift Tiere auf die Ziegelstaub-Tischplatte. Zu allem fiel ihr eine Geschichte ein. Später, als wir den ersten Fernseher der Gegend hatten, mit einem Programm, schauten wir bei einem Gewitter lieber fern als Mutters Geschichten zu hören. Außer, wenn irgendwo ein Blitz die Stromleitung gekappt hatte. Dann kuschelten wir uns an unsere Mutter und baten sie um ihre Zeichnungen und Geschichten.
Links:
Musik:
Violarra: „Andante - 2. Satz“ aus: Sonatine für Viola und Klavier op. 02/1 von Herbert Blendinger / Bearbeitung für Viola und Gitarre von Walter Klasinc
Label: Barré Records 201101 STB 11/08