Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 27.9.2020

Wenn Musik-Hören Göttliches ahnen lässt

Themen: Urban Gardening hiner Klostermauern; Dialog mit dem gestaltlosen Gott; Über die Spiritualität der Musik-Rezeption; Bibelessay von Karl Schauer

Urban Gardening hinter Klostermauern – Summender Garten inmitten der Stadt

Sie beziehen sich auf Elisabeth von Thüringen, eine deutsche Landgräfin und ungarische Prinzessin aus dem 13. Jahrhundert, die zum Sinnbild tätiger Nächstenliebe wurde. Und sie engagieren sich in Pflege und spiritueller Begleitung: die Elisabethinen in Klagenfurt. Kloster, Krankenhaus und Kräutergarten bilden eine Einheit, und der blütenreiche Garten des Konvents bietet Bienen einen idealen Lebensraum mit ausreichend Nektar und Pollen. Dort tanken auch die katholischen Ordensschwestern Kraft: Mit „Urban Gardening“ haben sie ein Stückchen Natur in die Kärntner Hauptstadt geholt, wovon sich auch Maria Harmer überzeugen konnte.

Höre, Mensch – Dialog mit dem gestaltlosen Gott

Für Radiomacherinnen und Radiomacher ist es der Sinn, um den sich alles dreht: das Hören. Grund genug, diesem so zentralen menschlichen Sinn auf Ö1 eine gute Woche lang – bis inklusive 27.9. – einen Schwerpunkt zu widmen. Schon vor der Geburt, im Mutterleib noch, prägt er die Wahrnehmung des Ungeborenen – eine menschliche Grunderfahrung also, die auch im Bereich von Religion und Religionen ihren Niederschlag findet.

Lebenskunst
Sonntag, 27.9.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Welchen Stellenwert das Hören etwa im Judentum hat, das wird durch ein identitätsstiftendes Gebet deutlich: das Schma Israel – das Höre, Israel, zuerst aufgeschrieben im 5. Buch Mose der Hebräischen Bibel, dem Buch Deuteronomium. Für die Gläubigen gehört es zur täglichen religiösen Praxis. Am Sonntagabend, 27.9., freilich wird es möglicherweise besonders leidenschaftlich gebetet – beginnt doch mit Sonnenuntergang der Versöhnungstag Jom Kippur. Ein strenger Fasttag, der der Enthaltsamkeit, dem Gebet und der Umkehr gewidmet ist – der Versöhnung mit den Mitmenschen und mit Gott. Was es mit dem Schma Israel, mit dem Hören auf eine göttliche Stimme, genau auf sich hat, das hat Brigitte Krautgartner in Erfahrung gebracht.

Wenn Musik-Hören Göttliches ahnen lässt – Über die Spiritualität der Musikrezeption

Quis cantat bis orat, wer singt, betet doppelt, lautet die eingängige Formel, die dem Augustinus von Hippo (354-430) zwar zugeschrieben wird, wohl aber nicht von ihm stammt. Jedenfalls sind es Worte, die allen Kirchenmusikern und -musikerinnen gleichsam Legitimation verleihen von Seiten immerhin eines der wichtigsten Theologen des Christentums. Doch wie steht es mit jenen, die Musik hören? Kann der Akt der Musikrezeption zu einem spirituellen Erlebnis werden? Für den legendären 93-jährigen Dirigenten Herbert Blomstedt keine Frage. Er sieht Konzert- und Gotteshaus als zwei Seiten einer Medaille. Wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag äußerte er: „Religion bedeutet Sehnsucht und Suche nach dem Vollkommenen. Auch die Musik erzählt davon. Musik hat diese mysteriöse Fähigkeit, uns dorthin zu führen, wo wir sonst nicht hingeführt würden.“ Musik, bekennt Blomstedt, lasse die „Illusion von Ewigkeit in uns entstehen“.

Ö1-Themenwoche:
Hören

Die metaphysische Dimension des Hörens von Musik manifestiert sich auch in den Reflexionen des 1992 gestorbenen amerikanischen Komponisten John Cage, der mit seiner Musik „innere Sammlung, Stille“ ermöglichen wollte. Musik habe den Zweck, „den Geist zu reinigen und zur Ruhe zu bringen, um ihn für göttliche Einflüsse empfänglich zu machen“. Doch auch abseits der Kirchen und Konzertsäle kann jedem und jeder beim Musik-Hören Spirituelles begegnen. Denn welche Musik auch immer wir hören, wenn sie uns wirklich ans Herz gewachsen ist, wir kostbare Erinnerungen mit ihr verbinden – an geliebte Menschen, an Wegmarken unseres Lebens – dann hat diese Musik sakramentalen Charakter, dann ist sie den Hörenden ganz individuell und unabsprechbar heilig: Martin Gross mit – durchaus persönlichen – Betrachtungen über die Spiritualität des Musik-Hörens. Ein Beitrag im Finale der Ö1-Themenwoche „Hören!“.

Geh und arbeite heute im Weinberg – Bibelessay zu Matthäus 21, 28-32

Weinberge werden in der Bibel immer wieder erwähnt. Im 1. Buch Mose, dem Buch Genesis, wird berichtet, wie Noah nach der Sintflut den ersten Weinberg anlegt. Weinberg und Weinstock dienen in der Bibel oft auch als Bild für die Beziehung der Menschen zu Gott: So wird das Volk Israel als „Weinberg des Herrn“ bezeichnet. Jesus von Nazareth, von dessen überlieferten Worten gut ein Drittel Gleichnisse sind, verwendet die Arbeit im Weinberg für seine Gleichnisse vom Reich Gottes. Mit diesen Erzählungen soll gezeigt werden, wie Gott ist, wie er mit den Menschen umgeht und was er von ihnen erwartet, sie sollen die Zuhörenden zum Mitdenken und zum Umdenken bewegen und fordern zu einer Entscheidung heraus. Entscheidungen, die Pater Karl Schauer nicht leichtfertig fällt, im Gegenteil. Gedanken des Benediktiners und Bischofsvikars in der römisch-katholischen Diözese Eisenstadt, zu jenem Gleichnis, das am 27. September in katholischen Kirchen zu hören ist.

Bibelessay zu Matthäus 21,28-32

Redaktion & Moderation: Doris Appel