Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 18.10.2020

Zwischen Himmel und Erde

Koptische Gemeinde Wien | Sr. Cordula Kreinecker | Hindu-Tempel Traiskirchen | Bibelessay von Franz Josef Weißenböck

Nachfahr/innen der Wüstenmütter – Zu Besuch bei der koptischen Gemeinde in Wien und Umgebung

Es gibt sie auch hierzulande, die ethnisch-religiöse Gruppe der Kopten: Ihr Name leitet sich vom griechischen Αἰγύπτιοι / Aigyptioi her, was nichts anderes als „Ägypter“ bedeutet. 95 Prozent der Christinnen und Christen in Ägypten, also etwa 12 Millionen Menschen, gehören der koptisch-orthodoxen Kirche an, deren derzeitiger Papst Tawadros II. heißt. Die altorientalische Kirche führt ihre Entstehung auf das Wirken des Apostels Markus und damit auf das erste nachchristliche Jahrhundert zurück.

Lebenskunst
Sonntag, 18.10.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Heute leben einige Tausend Koptinnen und Kopten auch in Österreich und das in enger Verbindung zu ihren geistigen Vorfahren, den Wüstenvätern – und den Wüstenmüttern. Denn nicht nur Männer wie der Einsiedler und Mönchsvater Antonius der Große haben im 3./4. Jahrhundert ein Leben in Askese und Gebet dem reichen Leben in Alexandrien vorgezogen. Auch Frauen haben den Weg in die Wüste gewagt, wo sie als Einsiedlerinnen oder im losen Verband mit Gleichgesinnten gelebt haben. Für ihre TV-Dokumentation, die am Dienstag, 20. Oktober, im Rahmen von kreuz und quer in ORF 2 gesendet wird, hat sich Carola Timmel auf die Suche nach Spuren dieser Wüstenmütter gemacht. Ihr Weg hat sie dabei in die koptische Gemeinschaft in Wien gebracht, zu den Studentinnen Sara und Mary, ins koptisch-orthodoxe Kloster Sankt Antonius in Obersiebenbrunn im niederösterreichischen Marchfeld – und zu Pater Schenuda Asaad und seiner Familie in Wien-Donaustadt. Ein akustischer Ausflug auch für LEBENSKUNST.

Zwischen Himmel und Erde – Schwester Cordulas Dachgarten in Wien-Gumpendorf

Keine Wüstenmutter, aber so etwas wie eine Mutter Oberin ist die Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul für Österreich und Tschechien, Sr. Cordula Kreinecker. Das Mutterhaus dieser katholischen Gemeinschaft steht in Wien-Gumpendorf, im 6. Wiener Bezirk – und das seit bald 200 Jahren. Vor drei Jahren ist der Dachgarten angelegt worden. Während des durch das Coronavirus bedingten Lockdown wurde er zu einer wahren Ruhe-Oase, ohne Flugverkehr hörte man Vögel zwitschern, Grillen zirpen und das leise Rauschen von Blättern im Wind. Bis heute ist der hochgelegene Garten ein Ort, wo die Ordensfrauen, die gerade wieder in Quarantäne sein müssen, Kraft schöpfen können.

Als Generaloberin ist Sr. Cordula Kreinecker für die 150 Schwestern ihrer Gemeinschaft verantwortlich. Und die gebürtige Oberösterreicherin ist Vorstandsvorsitzende der St. Vinzenz-Privatstiftung, zu der die „Vinzenz Gruppe“ gehört: jener Dachverband von fünf Ordensgemeinschaften, der österreichweit zahlreiche Spitäler, Pflegehäuser und Rehabilitationseinrichtungen betreibt. „Liebe sei Tat“, lautet das Credo des Ende des 16. Jahrhunderts in Frankreich geborenen Ordensgründers Vinzenz von Paul, und das hat bis heute für Sr. Cordula Kreinecker nichts an Aktualität eingebüßt. Mit Blick auf die herbstgold-flammenden Farben des Dachgartens erzählt sie Maria Harmer auch von ihrer Kindheit mit 12 Geschwistern und ihrem Weg ins Kloster, sinniert anlässlich der Schicksalsschläge in ihrem Leben über die Güte Gottes und führt aus, wie das Virus ihr Leben verändert hat.

Traiskirchen und sein Tempel – Hinduistische Gebetsstätte vor den Toren Wiens

Yoga, Ayurveda oder so manche Formen der Meditation – alles aus den Hindu-Traditionen stammende Elemente – sind hierzulande schon lange bekannt; die österreichische Hindu-Community freilich weniger. Hat sie früher nur in Kellerlokalen Möglichkeiten zum Beten und Feiern vorgefunden, kann sie dies aber nun seit vier Jahren in einem großen Tempel im niederösterreichischen Traiskirchen, vor den Toren Wiens, tun. Der Tempel der Organisation Gaudiya Math, der größte Hindu-Tempel des Landes, steht allen Hindus und Nicht-Hindus zu den Gebetszeiten offen, auch in Corona-Zeiten. Nun freilich mit Mund-Nasen-Schutz und unter Einhaltung des vorgeschriebenen Abstands. Kerstin Tretina hat die kleine, aber vitale Gemeinschaft in Traiskirchen besucht.

Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist – Bibelessay zu Matthäus 22,15-21

…und Gott, was Gottes ist. So endet ein geflügeltes Wort, das wie so viele seinen ursprünglichen Platz in den Büchern der Bibel hat, in diesem Fall in dem gegen Ende des ersten Jahrhunderts verfassten und nach Matthäus benannten Evangelium. Besagter Textabschnitt wird am Sonntag, 18. Oktober, in katholischen Kirchen verkündet. Der katholische Theologe und Publizist Franz Josef Weißenböck hat ihn sich für den LEBENSKUNST-Bibelessay vorgenommen und folgert: „Wer die Königsherrschaft Gottes in seinem Leben anerkennt, kann keines Menschen Untertan sein. Wer Gott als Herren anerkennt, kann aber auch selbst nicht Herr über andere sein. Beides zusammen erst ergibt die ‚Freiheit der Kinder Gottes‘.“

Bibelessay zu Matthäus 22,15-21

Redaktion & Moderation: Doris Appel