Praxis – Religion und Gesellschaft 2.12.2020

Religion und Politik

Flüchtling kaufte Flüchtlingsheim | Politische Religion | Deutschland: Missbrauch

Ehemaliger Flüchtling kaufte Flüchtlingsheim

Ein ehemaliger Flüchtling kauft ein ehemaliges Flüchtlingsheim. Es ist jenes Haus, in dem er selbst sechs Jahre gelebt hat. Suchdeep Singh war gerade einmal 17 Jahre alt, als er als Flüchtling allein nach Österreich gekommen ist. Heute ist er 34, Projektleiter bei Siemens und er baut das ehemalige Flüchtlingshaus der Diakonie in Hirtenberg in Niederösterreich zu einem Wohnhaus mit 15 Mietwohnungen und 4 Sozialwohnungen um.

Praxis
Mittwoch, 2.12.2020, 16.05 Uhr, Ö1

Eine Erfolgsgeschichte also – möglich geworden ist sie, weil Suchdeep Singh Unterstützung der Zivilgesellschaft bekommen und seine Chancen genützt hat. Chancen, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bundesquartieren wie Traiskirchen nicht bekommen, denn dort hat die Zivilgesellschaft keinen Zutritt. Und immer mehr Jugendliche werden nicht in Länderquartiere, die von NGOs betrieben werden, überstellt, kritisiert die Diakonie. Und das dürfte sich auch mit der BBU, der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen nicht ändern, die mit 1. Dezember gestartet ist, befürchtet die Diakonie. – Gestaltung: Susanne Krischke

Wie politisch ist die Religion?

Wenn vom Begriff „politischer Islam“ die Rede ist, gehen derzeit die Wogen hoch. Von Pauschalisierung und Generalverdacht sprechen die einen, von der Notwendigkeit, den Finger in die Wunden zu legen und gefährliche Tendenzen wie Demokratiefeindlichkeit schon in ihren Anfängen zu bekämpfen, die anderen. Nach dem Attentat in Wien forderten etwa der evangelische Theologe Ulrich Körtner und der katholische Theologe Jan Heiner Tück im interreligiösen Diskurs eine schärfere Abgrenzung islamischer Theologen von Gewalt und die entsprechende Auslegung von Textpassagen im Koran. Abgrenzungen von Gewalt im Namen der Religion geschehe ausreichend deutlich, meint demgegenüber etwa die katholische Theologin und Religionssoziologin Regina Polak und auch die „Plattform Christen und Muslime“ hat sich zu Wort gemeldet. Judith Fürst hat verschiedene Stimmen dazu eingefangen.

Deutschland: Gutachten zu Missbrauch und Vertuschung

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat vergangene Woche die neue Verfahrensordnung zur Anerkennung des Leids der Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche verabschiedet. Der Umgang der katholischen Kirche mit dem Thema Missbrauch ist ja seit jeher ein kontroverses Thema. Auch in Deutschland hat die katholische Kirche jahrzehntelang die Fälle sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vertuscht.

Kein einziger Bischof ist bisher zurückgetreten. Doch der Wunsch nach Aufklärung wird immer stärker. Inzwischen haben mehrere Bistümer Gutachten zu dem Thema in Auftrag gegeben, etwa in Köln oder in Aachen. Doch der Umgang mit diesen ist höchst unterschiedlich. Während in Aachen auf größtmögliche Transparenz gesetzt wird, hält der Kölner Kardinal die Ergebnisse seines Gutachtens bisher unter Verschluss. Aus Berlin berichtet ORF-Korrespondentin Verena Gleitsmann.

Moderation: Alexandra Mantler