Samstag, 9.1.2021, Wolfgang Palaver

Religiöser Frieden

Von anderen zu lernen, auch von Andersgläubigen, das kann viel bringen. Davon spricht Wolfgang Palaver.

Geschwisterlichkeit zur Stärkung des religiösen Friedens in der Welt ist nicht nur zwischen Christen und Muslimen wichtig, sondern gilt für das Miteinander aller Weltreligionen. Ein hinduistisches Beispiel für die Betonung der Geschwisterlichkeit ist der Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mohandas K. Gandhi. Es ist kein Zufall, dass Papst Franziskus neben Franz von Assisi, Martin Luther King, und Desmond Tutu auch ausdrücklich Mahatma Gandhi zu jenen „nichtkatholischen Brüdern“ zählt, die ihn zu seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ inspirierten (Fratelli tutti Nr. 286).

Wolfgang Palaver
ist Präsident von Pax Christi Österreich und Sozialethiker an der Universität Innsbruck

„Frieden mit allen Lebewesen“

Gandhi trat nicht nur für die Gewaltfreiheit ein, sondern betonte auch immer wieder die Geschwisterlichkeit. In seinen Gebeten rezitierte er oft ein Mantra, das für ihn den Hinduismus zusammenfasste und das ich wie eine Kurzfassung der Zehn Gebote verstehe: „Was immer in der Welt sich regt, das übergib dem Herren. Freue dich dieser Entsagung und begehre nicht jemandes Besitz.“ In diesem Mantra begründet sich für Gandhi sowohl der „Frieden mit allen Lebewesen“ als auch eine „allumfassende Geschwisterlichkeit“.

Wenn Sie diese Morgengedanken hören, werde ich gerade in Südafrika ankommen, wo ich die nächsten fünf Monate zu Gandhis Gewaltfreiheit forschen darf. Gandhi lebte dort mehr als 20 Jahre und entwickelte in dieser Zeit sein Konzept der Gewaltfreiheit. Auch die katholische Friedensethik beeinflusste er damit positiv.