LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag 26.12.2020

Den Himmel offen sehen

Die erste Märtyrerin | Weihnachtliches Gespräch mit Michael Landau | Sufismus im Kosovo | Bibelessay von Helga Kohler-Spiegel

Die erste Märtyrerin – Thekla aus Ikonium

Am katholischen Hochfest des ersten christlichen Märtyrers, des „Erzmärtyrers und Erzdiakons Stephanus“, begibt sich Markus Veinfurter auf die Spurensuche nach der ersten Märtyrerin: Als „Protomärtyrerin“ gilt die Heilige Thekla, eine Frau aus der Umgebung des Apostels Paulus, deren gewaltsamer Tod aber durch mehrere Wunder verhindert werden konnte. So soll ein Regenguss ihren Scheiterhaufen gelöscht haben – und in der Arena wurde sie angeblich von einer Löwin vor den anderen wilden Tieren verteidigt.

Caritas-Präsident Michael Landau – Weihnachtsbräuche der Kindheit und das Streben nach Gerechtigkeit

Er ist Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, Präsident der Caritas Österreich und seit Mai 2020 auch Präsident der Caritas Europa; ist Doktor der Biochemie und Doktor der Theologie, katholischer Priester und väterlicherseits jüdischer Herkunft: Michael Landau, der ungebrochen daran glaubt, dass jeder und jede Einzelne die Kraft und den Mut haben kann, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Lebenskunst
Samstag, 26.12.2020, 7.05 Uhr, Ö1

In einem Gespräch mit Sandra Szabo blickt „der Anstifter zur Menschlichkeit“ zurück auf Weihnachtstage seiner Kindheit und erinnert sich an „ungewöhnliche Bräuche“ in seiner Familie. Der 60-Jährige erzählt über seine Eltern und sagt, dass sich diese gemeinsam über Unrecht ärgern konnten. Die Mutter war Katholikin, der Vater Jude, der in Shanghai den Holocaust überlebt hat. Weihnachten habe man „ganz normal“ gefeiert, so der Caritas-Präsident, der auch an Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnert: Man dürfe nicht als Liebesgabe anbieten, was als Gerechtigkeit geschuldet sei.

Der Sufismus – Eine kaum bekannte Seite des Kosovo

Zur Vielfalt der Kulturen in der Balkan-Region gehört auch der Sufismus – eine spirituelle Ausprägung des Islam mit ganz besonderen, mystischen Traditionen, die sich vom orthodoxen Islam oft stark unterscheiden. Sufis aus dem Kosovo und aus Albanien leben auch in Wien, und die letzten Tage des Jahres sind für sie – so wie für unzählige andere Menschen – eine Zeit des Innehaltens und sich Erinnerns. Hinzu kommt freilich für einige von ihnen die Suche nach einem inneren Sinn und einem göttlichen Prinzip. Lise Abid hat mit einer Psychologin gesprochen, die familiäre Wurzeln in dieser Region Europas hat.

Den Himmel offen sehen – Bibelessay zu Apostelgeschichte 6,8-10;7,54-60

Am Zweiten Weihnachtsfeiertag, dem sogenannten Stephanitag, steht ein Text aus der neutestamentlichen Apostelgeschichte auf dem Leseplan der katholischen Kirche, der davon erzählt, wie Stephanus, ein engagierter und weiser Diakon aus der Jerusalemer Urkirche, von seinen Gegnern gesteinigt wird. Vor seinem Sterben sieht Stephanus den Himmel offen, er sieht „die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes“, wie es heißt.

Bibelessay zu Apostelgeschichte 6,8-10;7,54-60

Für die Theologin, Pädagogin und Psychoanalytikerin Helga Kohler-Spiegel aus Feldkirch in Vorarlberg eine Erzählung, die darin bestärkt, nicht aufzugeben: Jeder Mensch, egal welches Geschlecht, welchen sozioökonomischen Status oder welche Herkunft jemand hat, jeder Mensch kann die Botschaft vom offenen Himmel leben und sie umsetzen. Im Großen wie im Kleinen, vom Umweltschutz bis zu den Menschenrechten, kann er oder sie erfahrbar machen, dass das Leben und die Liebe stärker sind als Tod und Gewalt.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel