LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag 6.1.2021

Von Wasser, Weihrauch und Basilikum

Die Botschaft der Weisen aus dem Osten | Die Große Wasserweihe in der griechisch-orthodoxen Kirche | Die Bewegungskünste Tai Chi und Qi Gong | Bibelessay von Rita Perintvalfi

Die große weite Welt in Bethlehem – Die Botschaft der Weisen aus dem Osten

Auch die Corona-Regelungen, die seit 26. Dezember gelten, hindern die Sternsingerinnen und Sternsinger der Katholischen Jungschar nicht, rund um den „Dreikönigstag“ auf Österreichs Straßen und vor oder in Häusern für Menschen in den benachteiligten Regionen dieser Welt zu sammeln. Sie tun das unter Einhaltung aller Hygienevorschriften und gewandet als „Heilige Drei Könige“, die dem verheißungsvollen Stern gefolgt sind. Damit erinnern sie an jene Erzählung bei Matthäus im Neuen Testament der Bibel, die vom Besuch von Magiern, Weisen oder Sternkundigen aus dem Osten beim Jesuskind berichtet; wenngleich diese dort weder als Könige noch als drei beschrieben werden.

Lebenskunst
Mittwoch, 6.1.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Doch spätestens als eine kleine Gruppe Gelehrter mit den – zugegeben für biblische Zeiten wertvollen – Geschenken von Gold, Weihrauch und Myrrhe im Stall zu Bethlehem ihre Aufwartung macht, wird klar: Das Kind in der Krippe muss etwas Besonderes sein. „Epiphanie“ heißt daher der 6. Jänner in der kirchlichen Tradition, „Erscheinung des Herrn“. Langsam, aber sicher, offenbart sich das wahre Wesen des Jesus aus Nazareth nach christlichem Glauben als „Messias“, übersetzt Christus, auch für Menschen von weither. Markus Veinfurter hat sich auf die Spuren der als Könige bekannt gewordenen „Weisen aus dem Morgenland“ begeben, deren Reliquien im Dom zu Köln verehrt werden.

Von Wasser, Weihrauch, und Basilikum – Die Große Wasserweihe in der griechisch-orthodoxen Kirche

Wenn die Westkirche „Dreikönig“ und „Epiphanie“ feiert und manche orthodoxe Kirche gemäß dem julianischen Kalender Weihnachten – feiert die griechisch-orthodoxe Kirche mit der „Großen Wasserweihe“ das „Fest der Taufe Christi“. Auch dieses Fest hat eine Epi- oder Theophanie, eine Gotteserscheinung, zum Inhalt. Denn als Jesus von Nazareth wie viele andere Jüdinnen und Juden seiner Zeit den jüdischen Bußprediger und Umkehrpropheten Johannes aufsucht, um sich von ihm im Jordan-Fluss eintauchen zu lassen und für ein neues Leben wieder aufzutauchen, macht er eine besondere Erfahrung: Er sieht den Himmel offen und fühlt göttlichen Geist und Zuspruch auf sich herabkommen. „Du bist mein geliebter Sohn…“, so die Stimme Gottes, beschrieben in den Evangelien. Die griechisch-orthodoxe Kirche feiert dies unter anderem mit Wasser, Weihrauch und dem immergrünen Basilikum, dessen Name übrigens vom griechischen „basilikos“, also „königlich“, herrührt. Judith Strauss und Kerstin Tretina haben sich vom griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios von Austria davon erzählen lassen.

Mehr als Gymnastik – Die Bewegungskünste Tai Chi und Qi Gong

Mit – wenngleich diesmal stilleren – Festen hat das Neue Jahr begonnen und wohl mit manchen Vorsätzen. Mehr Meditation, mehr Bewegung etwa. Meditation IN Bewegung, so könnte man die asiatischen Bewegungskünste Tai Chi und Qi Gong beschreiben. Ursprünglich zum Zweck des Kämpfens entwickelt, wurden die einzelnen Sequenzen immer mehr verlangsamt, sodass es nun um das Einüben in Achtsamkeit geht und nicht mehr um das Überwinden eines Gegners. In Wien werden Tai Chi und Qi Gong unter anderem im Shaolin-Tempel im 5. Bezirk praktiziert. Nach dem harten Lockdown soll er bald wieder Interessierten offenstehen. Brigitte Krautgartner war zur rechten Zeit an Ort und Stelle – und hat Wissenswertes über die Wirkungsweise dieser Bewegungskünste eingefangen.

Gottesbegegnung im bedürftigen Menschen – Bibelessay zu Matthäus 2,1-12

Als „Dreikönigstag“ ist er – von der Westkirche ausgehend – in die Geschichte eingegangen, der 6. Jänner: jener Feiertag, an dem der Weisen oder Sternkundigen aus dem Osten gedacht wird, die laut biblischem Befund den „neugeborenen König der Juden“ suchen. Zu Königen wurden sie selbst freilich erst im Laufe der Jahrhunderte. Ihren in der Bibel einzig und allein im Neuen Testament bei Matthäus beschriebenen Besuch beim göttlichen Kind im Stall deutet Rita Perintvalfi als Geschichte einer Gotteserfahrung und Gottesbegegnung gerade in ärmsten Verhältnissen. Die in Budapest lebende katholische Theologin und Bibelwissenschaftlerin forscht und lehrt an der Universität Graz.

Bibelessay zu Matthäus 2,1-12

Redaktion & Moderation: Doris Appel